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Bau der Blockflöte

Bau einer Blockflöte (Mit freundlicher Genehmigung der Firma Moeck)

 

Die Blockflöte, die wichtigste Art der Längsflöte, setzt sich in der Regel aus drei Teilen zusammen: dem Fußstück, dem Mittelstück und dem Kopfstück. Die einzelnen Teile der Flöte werden durch leichtes Drehen zusammengesteckt, wobei das in das jeweils obere Teilstück ragende Stück Zapfen genannt wird; zur Abdichtung ist der Zapfen mit einem Streifen von dünnem Kork ummantelt. Sopranino-, Sopran- und Alt-Blockflöten weisen zuweilen auch eine zweiteilige Bauform auf, wobei dann das Mittel- und Fußstück in einem Stück gefertigt sind. Die Garklein-Blockflöte wird meist einteilig gebaut.

Im Ganzen gesehen ist die Blockflöte eine am unteren Ende (Fußstück) offene und am oberen Ende durch einen Block abgeschlossene Röhre. Dieser hölzerne Block (auch Kern genannt) befindet sich im schnabelförmigen Mundstück (Schnabel). Mithilfe des Blocks wird ein schmaler Kanal (Kernspalt) für den Blaswind gebildet. Beim Anblasen des Instruments wird der Luftstrom auf die Kante des fensterartigen Aufschnitts (Labium) gerichtet. Sie zerteilt den Luftstrom und bewirkt so, dass die Luftsäule im Inneren der Röhre in Schwingung versetzt wird. Der Grundton der Blockflöte wird durch den einfachsten Schwingungsvorgang, d.h. durch die Grundschwingung, erzeugt. Dieser tiefste Ton der Flöte entsteht durch das Schließen aller Grifflöcher. Höhere Töne über dem Grundton werden durch das Öffnen der Grifflöcher erzeugt, da sich durch ihr Öffnen eine Verkürzung der schwingenden Röhre vollzieht.

 

Blockflöten werden in verschiedenen Stimmlagen mit jeweils 7 Grifflöchern auf der Vorderseite (vorderständige Grifflöcher) und einem Daumenloch (hinterständiges Daumenloch) auf der Rückseite gebaut. Durch die Kunst der Druckveränderung des Luftstroms in Verbindung mit der veränderten Öffnung des Daumenlochs können Töne der zweiten Oktave erzeugt werden. Diese werden auch als „Überblastöne“ bezeichnet und das Daumenloch nennt man aus diesem Grund auch Überblasloch.

Löcher einfacher Flöten sind in der Regel zylindrisch gebaut. Flöten für fortgeschrittene Spieler hingegen besitzen häufig so genannte „unterschnittene Löcher“, d. h. die Löcher sind zur Innenseite erweitert. Durch das Unterschneiden klingt der Ton klarer und auch sauberer.

Die beiden unteren Grifflöcher, von denen sich eines im Fußstück befindet, können als Doppellöcher ausgeführt sein, wodurch die betreffenden Halbtöne besser spielbar sind. Für größere Blockflöten in tieferen Lagen werden die meisten Tonlöcher wegen ihrer großen Abstände mit Klappen geschlossen. Dies stellt eine Erleichterung beim Greifen dar.

Die gebräuchlichsten Stimmlagen sind heute: Sopranino-Blockflöte in F (Umfang f2–g4), Sopran-Blockflöte in C (c2–d4), Alt-Blockflöte in F (f1–g3), Tenor-Blockflöte in C (c1–c3) und Bass-Blockflöte in F (f–b1). Nahezu alle Flöten klingen eine Oktave höher als notiert.

 

 

Doppellöcher bei einer Altblockflöte (Mit freundlicher Genehmigung der Firma Moeck)

Materialvarianten

Holz war und ist seit jeher das für den Flötenbau bevorzugte Material. Am besten eignet sich Holz, das astarm, eng und möglichst parallel gemasert ist, da dies u. a. eine glatte Oberfläche der Innenbohrung erlaubt, die sich positiv auf den Klang auswirkt.

 

Harte Hölzer: Buchsbaum & Co.

Die Verwendung von Buchsbaumholz hat im Flötenbau eine lange Tradition. Da Buchsbaum aber nur sehr langsam wächst, wird es heutzutage nur noch in kleinen Mengen verarbeitet und ist hauptsächlich dem Nachbau historischer Instrumente vorbehalten. Hölzer, die aufgrund ihrer Festigkeit und Dichte ähnlich gut geeignet sind, sind Ebenholz, Palisander, Oliven- und Rosenholz, Grenadill, Cocobolo und Jacaranda. Diese härteren Hölzer lassen sich zwar schwerer einblasen, sind jedoch charakteristisch im Klang und behalten diesen über einen weitaus längeren Zeitraum als weichere Hölzer.

 

Weiche Hölzer: Von Birnbaum bis Walnuss

Birnbaum, Ahorn, Pflaume und Walnuss zählen zu den leichteren Hölzern und klingen eher sanft und weich. Sie weisen eine geringere Dichte auf und reagieren empfindlich auf Feuchtigkeit. Daher laufen sie schneller Gefahr, an den Innenwänden der Flötenröhre rau zu werden. Dem begegnet man, indem Instrumente dieser Holzarten mit Zellulose oder Paraffin imprägniert werden. Aus weicheren Hölzern gefertigte Flöten sind zwar in einem deutlich geringeren Zeitraum eingeblasen, büßen aber schneller ihre anfänglichen klanglichen Reize ein.

 

Eine besondere Kostbarkeit: Elfenbein

Blockflöten aus Elfenbein zählten schon in früheren Zeiten zu den besonderen Kostbarkeiten und waren nicht selten zusätzlich mit Gold- oder Silberklappen ausgestattet. Heute werden sie naturschutzbedingt so gut wie nicht mehr hergestellt. Gegenüber den Holzflöten ist ihnen eine etwas kälter klingende Tongebung zu eigen und sie haben ein deutlich höheres Gewicht. So ist eine aus Elfenbein hergestellte Bass-Blockflöte nur noch mithilfe einer Stütze spielbar und auch bereits die Tenor-Blockflöte äußerst schwer zu halten. Auch Elfenbein reagiert im Übrigen spürbar auf Veränderungen durch Temperatur und Feuchtigkeit.

 

Die unverwüstliche Alternative: Kunststoff

Seit einigen Jahrzehnten kommt für die Serienproduktion von Blockflöten auch Kunststoff (z. B. Bakelit und ABS) zur Verwendung. Im Vergleich zu Holz-Blockflöten sind sie unverwüstlich, pflegeleicht, waschbar, relativ temperaturunempfindlich und stellen wegen der geringeren Herstellungskosten auch eine weitaus preisgünstigere Alternative dar. Daher werden sie häufig für den Anfangs- und Schulunterricht sowie zu Übungszwecken eingesetzt. Auch hier sind große qualitative Unterschiede in der Herstellung festzustellen. Klanglich kann die serienmäßig hergestellte Kunststoff-Blockflöte einer Blockflöte aus Naturmaterialien jedoch nicht das Wasser reichen.

 

Der Kompromiss: Plastikkopf mit Holzkorpus

Einige Flötenhersteller bieten Instrumente an, die aus einer Kombination von Kunststoff-Kopfstück und Holz-Unterstück bestehen. Diese Blockflöten empfehlen sich aufgrund ihrer besonderen Robustheit vor allem für kleinere Kinder, deren Bewusstsein für eine sensible Behandlung des empfindlichsten Teils der Flöte, nämlich des Mundstücks, noch nicht so ausgeprägt ist.

Die Stimmtonhöhe

Als Stimmton (oder auch Kammerton) wird ein durch eine festgelegte Frequenz definierter Ton bezeichnet, nach dem die Instrumente einheitlich gestimmt werden. Seit 1939 liegt der offizielle und international gültige Standard des eingestrichenen a (a1) bei 440 Hz, wobei die Bezeichnung Hz (= Hertz) als Maßeinheit für die Schwingungen in der Sekunde steht. Viele Hersteller richten sich nach dieser allgemein vereinbarten Stimmung. Da sich dieser Wert allerdings in der modernen Musizierpraxis, z.B. bei vielen Orchestern und beim Klavier, merklich nach oben verschoben hat, kann dies zu Problemen im Zusammenspiel führen.

Einige Blockflötenhersteller stimmen ihre Flöten deshalb mittlerweile auf a1 = 442 Hz ein. Dabei bezieht sich die Angabe der Stimmhöhe in der Regel auf warmgespielte Instrumente; in kaltem Zustand liegt sie etwas unter dieser Marke. Im Zusammenspiel mit Instrumenten, die tatsächlich auf 440 Hz gestimmt sind, klingen Flöten mit einer Frequenz von 442 Hz dann natürlich etwas zu hoch. Dies lässt sich jedoch durch ein leichtes Ausziehen des Kopfstücks korrigieren.

Daneben existiert auch eine Vielzahl von Instrumenten mit historischen Stimmhöhen. Da der Stimmton im Barock tiefer war, werden Barock-Blockflöten mit dem Stimmton a1= 415 Hz (so genannte „tiefe Stimmung“) angeboten. Kopien von Instrumenten aus der Renaissance sind in der Regel in a1 = 466 Hz gestimmt.

Historische Instrumentenbauer

Mit zunehmendem Interesse an der historischen Aufführungspraxis wuchs das Bedürfnis, in der Praxis auf die Originalinstrumente früherer Zeiten zurückgreifen zu können. Die wenigen überhaupt noch vorhandenen historischen Flöten aber waren entweder in schlechtem, unspielbarem Zustand oder aber – im Falle von gut erhaltenen Instrumenten – unerschwinglich, und zudem nicht in genügender Anzahl vorhanden. So machten sich einige Holzblasinstrumentenmacher und auch interessierte Laien daran, in Museen, Antiquariaten und (privaten) Sammlungen alte Blockflöten genau zu vermessen und die Originale so getreu wie möglich nachzubauen.

Daneben lieferten Bilder und historische Beschreibungen wichtige Anhaltspunkte für diese auf eine möglichst authentische Tonqualität ausgerichteten Kopien. Auch heute noch werden im Handel einige Modelle namhafter historischer Instrumentenbauer serienmäßig angeboten, von denen hier eine Auswahl vorgestellt sei. Weitere Modelle beispielsweise eines Claude Rafi, Silvestro Ganassi oder Jean Jacques Rippert werden in der Regel in Einzelanfertigung hergestellt und sind individuell über kleinere Meisterbetriebe zu beziehen.

 

Blockflötenbauer Ralf Ehlert (Mit freundlicher Genehmigung der Firma Moeck)

Bressan

Peter Bressan wurde 1663 in Bourg-en-Bresse als Pierre Jaillard geboren. Um 1688 ließ er sich in England nieder und trug fortan den Namen Peter Bressan (also: „aus Bresse stammend“). Er galt als einer der bedeutendsten Blockflötenbauer Englands seiner Zeit. Bressans Instrumente erfreuten sich vor allem bei Amateuren größter Beliebtheit, wurden aber auch von Profimusikern gerne im Konzert bzw. Theater gespielt. Mehr als 59 seiner Blockflöten sind erhalten und dienten zahlreichen modernen Blockflötenbauern als historische Vorlagen. Die Bressan-Blockflöte wird heute von Blockflöten-Virtuosen vor allem wegen ihres sanften, leuchtenden und leicht „scharfen“ Timbres sowie ihrer flexiblen Spieltechnik gerühmt.

 

Denner

Johann Christoph Denner, 1655 in Leipzig geboren und 1707 in Nürnberg gestorben, war schon zu Lebzeiten ein äußerst vermögender und weit über die Grenzen des deutschsprachigen Raumes hinaus angesehener Mann. Der 1697 das Meisterrecht erhaltene Leipziger, der sich vor allem der Fertigung französischer Holzblasinstrumente verschrieb, verwandte für seine an die 80 bekannt gewordenen Holzinstrumente die Signatur „I.C. Denner“. Mehr als die Hälfte davon sind Blockflöten, darunter rund 30 Bass-Blockflöten. Sie wurden bis auf wenige Ausnahmen im barocken französischen Typ gestaltet, weisen am Kopf- sowie Fußstück meisterhaft ausgeformte Drechselarbeiten auf und sind im Mittelstück glatt gearbeitet. Die Denner-Instrumente, u. a. bei den Firmen Moeck und Mollenhauer im Angebot, sind vor allem für ihren exzellenten Ton und ihre gute Stimmung bekannt.

 

Hotteterre

Zahlreiche Mitglieder der französischen Familie Hotteterre betätigten sich als Holzblasinstrumentenbauer, Instrumentalisten und Komponisten. So waren nicht weniger als elf Familienangehörige zwischen 1651 und 1747 als Musiker am französischen Hof angestellt. Indes sind nur um die 20 Instrumente mit Signaturen der Hotteterres erhalten, darunter Alt-Blockflöten, Tenor-Blockflöten und Bass-Blockflöten, Traversflöten sowie eine Oboe. Zwei der drei Blockflöten liegen heute im Musée de la Musique in Paris, eine gehört zur Sammlung Frans Brüggen in Amsterdam. Die Hotteterre-Blockflöten dienten modernen Flötenbauern als Vorlage für ihre historischen Nachbauten, so z. B. der Firma Moeck.

 

Kynsecker

Hieronymus F. Kynsecker lebte von 1636 bis 1686 als Instrumentenmacher in Nürnberg. Noch heute sind im dortigen Germanischen Nationalmuseum Blockflöten aus seiner Werkstatt zu bewundern, die als Vorlagen für zahlreiche historische Nachbauten moderner Flötenbauer wie z. B. der Firmen Moeck und Mollenhauer dienten. Die Kynsecker-Flöten eignen sich besonders für die Interpretation frühbarocker Musik.

 

Rottenburgh

Innerhalb der wohl ursprünglich aus Salzburg stammenden Familie Rottenburgh waren mehrere Mitglieder als Musiker oder Instrumentenbauer von Holz- und Streichinstrumenten tätig. Erhalten sind etwa 80 Holzblasinstrumente mit den Herstellerstempeln „I.H. Rottenburgh“ und „G.A. Rottenburgh“. Von Joannes Hyacinthus (geb. 1672 in Brüssel, gest. 1756 ebd.) ist die Fertigung von u. a. mehr als 40 Blockflöten in Alt-, Tenor- und Basslage sowie Traversflöten, Oboen und Fagotten bekannt; mehrere Exemplare können im Museum Preußischer Kulturbesitz in Berlin besichtigt werden. Der 1929 geborene Friedrich von Huene, eine der führenden Persönlichkeiten im Nachbau historischer Holzblasinstrumente, entwickelte u. a. Blockflöten nach einem Instrument von I.H. Rottenburgh. Dieses Modell „Rottenburgh“ wird heute u. a. von der Firma Moeck angeboten.

 

Stanesby

Sie zählen zu den besten Holzblasinstrumenten, die im England ihrer Zeit gefertigt wurden: die Instrumente von Thomas Stanesby I. senior (geb. um 1668 in Morley Lyme/Derbyshire, gest. 1734 in London) und seinem Sohn Thomas II. junior (geb. 1692 in London, gest. 1754 in Brompton). Während von Vater Stanesby nur relativ wenige Instrumente, darunter aber mindestens sechs Blockflöten, erhalten sind, ist die Palette von Stanesby junior wesentlich umfangreicher: Insgesamt 44 Flöten kennt man heute noch von ihm, darunter 17 Blockflöten. Neben der Firma Moeck bietet u. a. die Schweizer Traditionsfirma H.C. Fehr Blockflöten ein Modell namens „Stanesby junior“ an. Das Originalinstrument (London, ca. 1730) liegt im Musée Instrumental du Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris.

 

Steenbergen

Jan Steenbergen (geb. 1676 in Amsterdam, gest. 1752 ebd.) arbeitete in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Amsterdam als Holzblasinstrumentenbauer und fertigte vor allem Oboen und Blockflöten. Seine Modelle dienten vielen modernen Flötenbauern als historische Vorlagen. Die Firma Moeck z. B. bietet Steenbergen-Flöten an, die nach Originalvorlagen aus der Sammlung Frans Brüggen konstruiert sind.