Giacinto Scelsi: Suite 9 & 10
– per pianoforte –
Auch, wenn Giacinto Scelsi sich intensiv mit westlichen Philosophien auseinandersetzte und sich außerdem in der römisch-katholischen Kirche beheimatet fühlte, so ist die Grundlage seiner Weltsicht doch in östlichen Anschauungen wie dem Hinduismus, Buddhismus, Taoismus und Zen zu suchen. Diese geistige Orientierung kommt auch in den Untertiteln von drei seiner Klaviersuiten zum Ausdruck: „Ttai“, so der der „Suite n. 9“, bezieht sich auf das elfte Bildzeichen „Tai“ des „I Ging“, des chinesischen „Buchs der Wandlungen“. „Tai“ bedeutet „Der Friede“. Dem Notentext der gedruckten Ausgabe schickt Scelsi die folgende Bemerkung voraus: „Diese Suite muss mit der größten inneren Ruhe gehört und gespielt werden: nichts für nervöse Leute.“
Scelsis „Suite n. 10“ trägt den Titel „Ka”. In der gedruckten Partitur wird dazu angemerkt: „Das Wort ‚Ka’ hat verschiedene Bedeutungen; seine Hauptbedeutung meint ‚Wesen’, ‚Essenz’.“ Im Sanskrit bedeutet „Ka“ „wer“ oder „was“. Es verweist auf das Unnennbare, Unaussprechliche, das sich hinter aller Erscheinung verbirgt.
Giacinto Scelsi (1905–1988)
Suite 9 & 10 per pianoforte
WER 6794 2 (CD)
Suite n. 9 – Ttai per pianoforte (1953)
Suite n. 10 – Ka per pianoforte (1954)
Sabine Liebner: Klavier
(16.04.2015)