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Jean Guillou

Jean Guillou

Herkunftsland: Frankreich
Geburtstag: 18. April 1930
Todestag: 26. Januar 2019

Über Jean Guillou

Wenn ich eine Definition geben sollte, würde ich sagen, dass das Musikinstrument ein Transportmittel zwischen dem Gedanken und seinem Rhythmus ist (ganz so wie die Rhetorik ein Transportmittel zwischen dem Gedanken und dem poetischen Werk ist). (Jean Guillou)

Jean Guillou wurde am 18. April 1930 in Angers geboren. Bereits als Jugendlicher entwickelte er eine besondere Affinität zur Orgel. 1945 begann Guillou am Pariser Konservatorium ein Orgelstudium bei Marcel Dupré, hinzu kamen Kurse in Werkanalyse bei Olivier Messiaen und Harmonielehre bei Maurice Duruflé. 1955 erhielt er einen Ruf als Professor ans Istituto de Musica Sacra in Lissabon. Von 1958 an lebte Guillou in Berlin, bis er 1963 als Titularorganist der Pariser Hauptkirche St. Eustache nach Frankreich zurückkehrte. Bei den jährlichen Züricher Meisterkursen wirkte er von 1970 bis 2005 als Dozent für Orgelimprovisation und Interpretation. Guillous technische Fertigkeiten sowie sein individuelles Verständnis für die Improvisationskunst machten ihn zu einem der weltweit führenden Orgelvirtuosen. Mit seinem außergewöhnlichen Gespür für Registrierung und Rhythmus hat sich der Komponist nicht zuletzt um die Interpretation Johann Sebastian Bachs verdient gemacht, dessen gesamtes Orgelwerk er in Konzertzyklen immer wieder zur Aufführung bringt. Auch als Pianist erntete Guillou internationale Anerkennung. So erweckte er die lang vergessene Klaviersonate des Liszt-Schülers Julius Reubke zu neuem Leben. Guillou ist Autor verschiedener Musikbücher: „L’Orgue, Souvenir et Avenir“ und „La Musique et le Geste“. Seine exzellenten Kenntnisse der Orgel machten ihn darüber hinaus zu einem gefragten Berater für Orgelbauer. Bekannte Instrumente, wie die Orgeln der Tonhalle Zürich und des Auditorio de Tenerife, gehen auf seine Entwürfe zurück.

Seit 2004 werden die Werke des Organisten-Komponisten exklusiv bei Schott Music betreut. Darunter befinden sich neben sinfonischen Arbeiten auch Kompositionen für kleinere Besetzungen, wie beispielsweise die Text- und Orgelphantasie Alice im Orgelland für Orgel und Sprecher. Guillous oft technisch äußerst anspruchsvolle Orgel-Kompositionen gehen weit über die Tradition der französischen Orgelsymphonik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts hinaus. Sie stehen im Spannungsfeld einer poetisch tief empfundenen Botschaft und dynamischer Entfaltungskraft. Dabei erscheint die Orgel völlig losgelöst von ihrer traditionellen Rolle als „sakrales“ Instrument – sie wird zum Mittler phantasievoller, mitunter phantastisch-rätselhafter Inhalte. Die Orgelkonzerte mit Orchester ziehen sich als roter Faden durch alle Schaffensphasen des Komponisten – beginnend mit Inventions aus dem Jahr 1960, über das zum Millenniumwechsel komponierte Concerto 2000, bis hin zum Concerto N°7 (2007). Die Besetzung des Begleitorchesters kann dabei variieren. So reduziert sich der Orchesterapparat im Concerto N°3 (1963) auf ein Streichorchester, während das Concerto N°5, mit dem poetischen Beinamen „Roi Arthur“, durch die Klangfarben eines Blechbläser-Ensembles an der Seite der Orgel überrascht.

Mit einer Vielzahl außergewöhnlicher Transkriptionen von Orchesterwerken hat Guillou das Orgel-Repertoire bereichert. Die Orgelbearbeitungen von Mussorgskijs Bilder einer Ausstellung und Tschaikowskys Scherzo aus der 6. Symphonie erscheinen in der erstaunlich orchestralen Vielschichtigkeit der Originalwerke, obwohl sie lediglich von einem einzigen Musiker vom Orgelspieltisch aus interpretiert werden.

Guillou wurde unter anderem ausgezeichnet mit dem Preis der Liszt Akademie in Budapest (1982), dem International Performer of the Year Award (1982) sowie der Diapason d’Or und dem Prix Choc du Monde de la Musique (1991). Er starb am 26. Januar 2019 in Paris.

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