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Geschichte der Gitarre

 
Der Terminus „Gitarre“ als Bezeichnung für ein Zupfinstrument mit 8-förmigem Korpus ist erst im 16. Jahrhundert nachgewiesen, auch wenn ihre spezifische Gestalt schon wesentlich früher in Erscheinung tritt.
Bereits um 2500 bis 1500 v. Chr. findet man in Persien (dem heutigen Iran) ein Instrument mit vier Saiten, das die für die spätere Gitarre typische 8-Form besitzt. Der Klangkörper dieses als Târ bezeichneten Instruments ist mit Tierhaut überspannt. Auch in Anatolien (heute Türkei) begegnet uns schon um 1400 v. Chr. auf dem Bildnis eines Saitenspielers diese Form. Zudem sind Bünde auf dem gebogenen Hals dieser Hethiter-Gitarre zu erkennen.
 

Sprachliche Vorformen des Wortes finden sich z. B. um 800 bis 150 v. Chr. im antiken Griechenland. Hier ist ein Instrument names Kithara geläufig. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Gitarre, sondern um eine Lyra, d. h. ein Leierinstrument. Der Begriff Gitere erscheint um 1160 in einem altfranzösischen Liebesroman mit dem Titel „Floire et Blancheflor“.
Seit dem 13. Jahrhundert tauchen in der spanischen Literatur die Begriffe Guitarra latina und Guitarra morisca auf, um das einheimische Saiteninstrument der Spanier von jenem maurischer Herkunft zu unterscheiden. Während man als Guitarra latina ein Saiteninstrument mit vier Saiten, kurzem Hals mit Bünden, unten rundem und oben schräg abfallendem Zargenkorpus bezeichnet, handelt es sich bei der Guitarra morisca um ein dreisaitiges Instrument mit ovalem oder keulenförmigem Korpus.

Im Laufe der Renaissancezeit (ca. 1400-1600) entwickelt sich durch die Übernahme von technischen Möglichkeiten der Streichinstrumente eine in Spanien Vihuela und in Italien Viola genannte sechschörige Gitarre mit gerundetem, leicht eingebuchtetem Korpus, schmalen Zargen, flachem oder leicht gewölbtem Boden, einer oder mehrerer Schallrosetten, Querriegel und beweglichen Bünden aus Darm. Sie avanciert bald zum wichtigsten und angesehensten Instrument spanischer bzw. höfischer Kunstmusik.
 
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kommt sie, nun mit fünf Saitenpaaren bespannt, als Guitarra Española nach Italien und Frankreich und erlebt dort rund 200 Jahre lang ihre Blütezeit. Die Stimmung der Saiten entspricht – sieht man von der fehlenden E-Saite ab – bereits jener der heutigen Gitarre. In Deutschland indes ist die spanische Gitarre zunächst noch wenig verbreitet und entwickelt sich erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Modeinstrument. Etwa um diese Zeit erhält die Gitarre auch ihre heute übliche Bespannung mit sechs (Einzel-)Saiten.

Antonio de Torres

Weitere konstruktive Weiterentwicklungen sind ein offenes Schallloch anstelle einer Rosette, ein höherer Steg, eine Schraubenmechanik, feste Bünde sowie gefächerte Deckenbalken – Novitäten, die von dem aus Andalusien stammenden Tischlermeister und Instrumentenbauer Antonio de Torres (1817-1892) zu höchster Vollendung geführt wurden.

Antonio de Torres vergrößerte Decke, Boden und Zargen und verhalf der Klassischen Gitarre, so wie sie heute gespielt wird, zu ihrer Standardform mit einer Korpuslänge von 48 cm, einer Gesamtlänge von 98 cm, einer Mensur von 65 cm und einer Zargenhöhe von in der Regel 9,5 bis 10 cm. Zudem fertigte er u. a. im Inneren der Gitarre ein Fächersystem, das zum einen die Decke verstärkt, zum anderen die Schwingungen auf die gesamte Fläche verteilt und damit der besseren Klangentfaltung dient.


In Deutschland wird diese Bauform maßgeblich von Hermann Hauser I (1882-1952) umgesetzt und verbreitet. Zunächst bestehen die sechs Saiten meist noch aus Schweine- oder Schafsdärmen.

Da das Darmmaterial aber viele Nachteile mit sich bringt, z. B. sehr schnell reißt und die Stimmung nur schwer halten kann, entwickelt schließlich Albert Augustine (1900-1967) auf Anregung von Andrés Sergovia ein zunächst noch sehr aufwändiges Verfahren, um aus der um 1938 aufkommenden Kunstfaser Nylon Gitarrensaiten zu fertigen.

Heute sind drei Basssaiten der Gitarre in der Regel aus Nylonseide und mit Kupfer- oder Silberdraht umsponnen. Die drei Melodiesaiten (Diskantsaiten) bestehen aus massivem Nylon. Seit einiger Zeit wird für letztere auch Polyvinylidenfluorid (PVDF) benutzt, ein Material, das eine deutlich höhere Dichte als Nylon aufweist. Vorteil hierbei: Die sogenannten Carbonsaiten sind bei gleicher Tonhöhe dünner und zeichnen sich so durch ein anderes, reaktionsfreudigeres Schwingungsverhalten aus.
 
 

Andrés Segovia
© ErlingMandelmann.ch