500 Jahre Reformation – Ideen für Ihr musikalisches Rahmenprogramm
500 Jahre Reformation – am 31. Oktober 2017 jährt sich der Tag, an dem Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte und damit jene Erneuerungsbewegung ins Rollen brachte, die in Religion, Gesellschaft, Politik und Kultur bis in unsere Zeit nachwirkt.
Schon heute stellen wir Ihnen Stücke vor, in denen sich Komponisten auf unterschiedlichste Weise mit dem Thema auseinandersetzen, oft durch unmittelbare Verwendung von Texten und Liedern von Protagonisten der Reformation.
Mit seinem Geist (2006)
Variationen über "Ein' feste Burg ist unser Gott"
für Orgel
20'
Die Komposition Mit seinem Geist fußt auf dem Choral "Ein' feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther und Worten aus Psalm 46. Heinrich Heine wies mit seiner Charakterisierung des Chorals als "Marseiller Hymne der Reformation", auf seine große Symbolkraft für die Reformation hin. Das im Jahr 2006 komponierte Orgelwerk Naji Hakims besteht aus acht Variationen.
Luthermania
Version für Orgel mit 2 Spielern (2012)
Version für Orgel solo (2015)
10'
Ein furioser Reigen aus bekannten Choralmelodien Martin Luthers, wie "Ein' feste Burg ist unser Gott" oder "Verleih uns Frieden" gnädiglich. Ursprünglich für Orgel mit zwei Spielern komponiert gibt es nun auch die nicht weniger reizvolle Fassung für Orgel solo. Es wird eine Orgel mit drei Manualen benötigt.
Orgelsinfonie No. 16 (2014)
"Martin Luther"
für Orgel
24'
Enjott Schneider versieht die Werke seiner Reihe von Orgelsinfonien stets mit einem Motto. Ost steht dieses in unmittelbarem Zusammenhang mit der Urauffühungssituation. So auch bei der Orgelsinfonie No. 16: Sie wurde im Rahmen der Feierlichkeiten "500 Jahre Reformation" in Köln erst vollständig aufgeführt, drei Tage später waren die Einzelsätze verteilt auf alle protestantischen Kirchen der Stadt zu hören.
Enjott Schneider
"Ein feste Burg“ (2010)
Sinfonisches Gedicht für Orchester und Orgel ad lib.
13'
Aufführungsmaterial leihweise
Das sinfonische Gedicht lässt die symbolkräftige Melodie dieser zentralen Hymne der Reformation aus dunklen und magischen Texturen entwachsen, verwebt sie mit Gegenthemen und evoziert etwas von dem Kampfgeist, der mit diesem Lied verbunden war. Auf dem Höhepunkt formuliert jedoch ein pastoral-friedlicher Epilog mit unschuldig zwitschernden Vogelstimmen und murmelnder Natur formuliert die klare Aussage: Gottes Schöpfung, die wir zunehmend mit Füssen treten, ist der wahre Ort eines tiefen Glaubens und der Erscheinung Gottes.
Enjott Schneider
Verleih uns Frieden
für Männerchor (TTBB) a cappella
3'
Wie fast alle seine Vorgänger hat auch der langjährige Thomaskantor Georg Christoph Biller eine Vielzahl bedeutender geistlicher Chorwerke komponiert. Dass der passionierte Chorleiter mit der menschlichen Stimme bestens vertraut ist, davon zeugt auch seine Bearbeitung des Luther-Chorals „Verleih uns Frieden“ für vierstimmigen Männerchor (TTBB) a cappella. In diesem kirchenmusikalischen Kleinod wird einmal mehr Billers Credo deutlich, mit seiner Musik eine allgemein verständliche Botschaft zu übermitteln. Dabei bedient er sich einer klaren Tonsprache, die Tradition und Moderne kunstvoll und doch zugleich intuitiv miteinander zu vereinen weiß.
Friede und gute Zeit (2014)
für gemischten Chor (SATB) a cappella
Dieses Werk für 4- bis 8-stimmigen Kammerchor ist Pflichtwerk des Deutschen Chorwettbewerbs 2018. Der Text von Martin Luther wurde rhythmisch anspruchsvoll vertont und lebt von seiner dynamischen Vielfalt. Nicht nur im Lutherjahr 2017 ist das Werk ideal in Konzerten und Gottesdiensten.
Mitten wir im Leben sind
Motette nach Psalm 90 für achtstimmigen Doppelchor
op. 97
14'
Die Motette eignet sich zur konzertanten Aufführung in der Passionszeit oder zu Allerheiligen/Allerseelen.
Der Komponist verbindet in diesem Werk die von Martin Luther übersetzte Antiphon "Media vita" mit Passagen aus Psalm 90 ("Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen …")
Das Werk widmete Hessenberg dem bekannten Chordirigenten Helmuth Rilling und seiner Frankfurter Kantorei.
Vier Choralsätze
(1912-1914)
Singen, vor allem das Singen in kleinen Gruppen, sei eine wertvolle und auch die natürlichste musikalische Betätigung - davon war Paul Hindemith (1895-1963) überzeugt: "Eine Stimme hat jeder … Ein Chor ist das anspruchsloseste und zugleich beste Erziehungsmittel." Und so war Singen immer auch Teil seiner Unterrichtstätigkeit, sei es beim Erproben und Üben musiktheoretischer Aufgaben, sei es beim Einstudieren alter und moderner Chorsätze gewesen. Kein Wunder, dass der Komponist sich zeitlebens der Chormusik widmete, sich dabei an die verschiedenartigsten Sängergruppen richtete: an gemischte Chöre, Männer- und Kinderchöre, an Berufschöre wie geübte Sänger. Sein a cappella-Stil entwickelte sich dabei schon in seiner Lehrzeit bei Arnold Mendelssohn und Bernhard Sekles am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt. So enthalten die Skizzenbücher dieser Studienzeit auch dreistimmige Vokalsätze über Cantus firmi. Die hier vorgelegten geistlichen Chöre (1. Christus, der ist mein Leben, 2. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort, 3. Nun komm, der Heiden Heiland, 4. Gott des Himmels) sind nicht nur als Kompositionsstudien interessant, sondern auch als klangvolle und eingängige Chormusik, die für jeden guten Kirchenchor darstellbar gut ist.
Ernst Pepping
Choralsuite Teil I
"Wir glauben all an einen Gott"
für vierstimmigen kleinen und achtstimmigen großen Chor
12' 0''
Im ersten Teil seiner Choralsuite vertont Ernst Pepping das dreistrophige Lied Martin Luthers, das dieser für die reformatorische deutsche Messe als Ersatz für das lateinische Credo gedichtet hatte. Luther schrieb katholische Aussagen um („unam sanctam catholicam ecclesiam“ wird zu „die ganz Christenheit auf Erden“) und fügte eigene theologische Überzeugungen hinzu. In seinem sehr kontrapunktischen Chorsatz orientiert sich Pepping am Vokalstil des 16. und 17. Jahrhunderts und verwendet dabei kirchentonale Modi.
Friede Anno 48
nach Texten von Andreas Gryphius
für Sopran-Solo, vierstimmigen gemischten Chor und Klavier
45'
„Die Türme stehn in Glut, die Kirch’ ist umgekehret, das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun, die Jungfern sind geschänd’t, und wo wir hin nur schaun, ist Feuer, Pest, und Tod, der Herz und Geist durchfähret.”
Mit starken Farben malt Karl Amadeus Hartmann das Bild des Dreißigjährigen Krieges, die Folge des Glaubenskampfes in Europa. Das einzige Chorwerk des Komponisten basiert auf Gedichten von Andreas Gryphius und endet mit einem stillen Ruf nach Frieden. In seiner Kantate Lamento überarbeitete Hartmann den Stoff 1955 in der Besetzung für Sopran und Klavier.
Franz Liszt / Jean Guillou
Psalm 13 - "Herr, wie lange willst du meiner so gar vergessen"
für Tenor, gemischten Chor und Orchester (Version mit Orgelbegleitung)
25' 00'
Der XIII. Psalm gilt als eines der großartigsten und zugleich berührendsten Chorstücke Liszts. Die Solopartie ist ein Musterbeispiel für innigsten romantischen Ausdruck und atmet reinsten „Bel Canto“-Geist. Das Werk beinhaltet zwei Fugen: die erste lyrisch-verhalten, die andere rhythmisch-kraftvoll.
Die große Orchesterbesetzung verlangt doppeltes Holz und vierfaches Blech. Ihre orchestrale Faktur stellt diese Komposition in eine Reihe mit Liszts Symphonischen Dichtungen oder der Dante-Symphonie.
Bei der Aufführung dieser Komposition auf der Orgel kam Guillou zu der Überzeugung, dass die schon einmal erarbeitete und erprobte Orgelbearbeitung zugleich eine sinnvolle Repertoireergänzung für jeden Kirchenmusiker darstellt, der das Werk zwar gerne aufführen würde, die Kosten und den Aufwand eines so großen Orchesterapparats jedoch scheut. Die Ausgabe bietet eine gute und praktikable Möglichkeit der Aufführung, die einen adäquaten Eindruck von diesem Meisterwerk vermittelt.
Aus dem Vorwort von Jean Guillou
(in der Übersetzung von Wolfram Adolph)
Verleih uns Frieden gnädiglich
für gemischten Chor (SATB) und Orgel
4'
Mendelssohns berühmte Vertonung von Martin Luthers Text „Verleih uns Frieden“ für Chor und Orchester liegt hier in einer neu erarbeiteten Orgeltranskription vor. Wolfgang Seifen gibt hiermit auch kleineren Gemeinden die Möglichkeit, das bekannte Werk zu Gehör zu bringen.
Heinrich Poos
Epistolae (Paulinische Briefe, Martin Luther)
Neufassung 2015
für gemischten Chor (SSATBB) mit Soli (SSSA) und Orgel
25'
Eine als „Sinfonia sacra“ bezeichnete Reflexion über die zentralen christlichen Begriffe „Glaube – Liebe – Hoffnung“. Die Vertonung von Martin Luthers Text wird zum anstehenden Lutherjahr 2017 als Neubearbeitung aufgelegt.
Naji Hakim
Augsburger Symphonie (2010)
Deutsche Messe nach Martin Luther
für Soli (SMezTB), gemischten Chor (SATB) und Orchester
55' 0''
Aufführungsmaterial leihweise
Die Augsburger Symphonie ist ein Auftragswerk der Kirchenmusik bei St. Anna in Augsburg und basiert auf Martin Luthers liturgischer Musik. Der theologische und melodische Ausdruck der im Original verwendeten Texte und Melodien Luthers wird in zehn Sätzen ausgeführt. In einer geweiteten tonalen Harmonik ruft meine Symphonie durch homophone, an die Silben des Textes angepasste Musik, ergänzt von mannigfaltigen orchestralen Figuren eine theologische Dimension auf.
Naji Hakim
Paul Hindemith
Dame Music
(In Praise of Music)
für Gesang (Frauenchor, Männerchor, gemischter Chor), Streicher und andere Instrumente ad lib.
7'
Partitur | Chorstimme (engl./dt.) | Einzelstimmen
Dame Music entstand während Hindemiths Aufenthalts in den USA, nachdem der Wunsch nach einer amerikanischen Ausgabe seiner Komposition Frau Musica. Musik zum Singen und Spielen auf Instrumenten nach einem Text von Luther, op. 45 Nr. 1 aus dem Jahr 1928 an ihn herangetragen wurde. 1942 entstand die erfolgreiche amerikanische Fassung Dame Music, für die Hindemith auch einige Instrumentalstimmen überarbeitete. Der Vokalsatz wurde unverändert übernommen und dessen Text ins Englische übersetzt. Mit Erfolg: Dame Music ging innerhalb weniger Jahre in den Vereinigten Staaten in das Repertoire von Laienmusikern ein.
Paul Hindemith
Frau Musica
op. 45/1 (1928)
Musik zum Singen und Spielen auf Instrumenten
Nach einem Text von Martin Luther
für Chor (MezBar) mit Flöte und Streichern
7'
Partitur | Chorstimme |Einzelstimmen
Diese Musik ist weder für den Konzertsaal noch für Künstler geschrieben. Sie will Leuten, die zu ihrem eigenen Vergnügen singen und musizieren oder die einem kleinen Kreise Gleichgesinnter vormusizieren wollen, interessanter und neuzeitlicher Übungsstoff sein. Diesem Zwecke entsprechend werden an alle Ausführenden keine sehr großen technischen Anforderungen gestellt. […] Den Eingangs- und Schlußchor mögen die gesamten Anwesenden, denen man vor Beginn der Aufführung mit Hilfe der auf eine Wandtafel geschriebenen Noten die betreffenden Stellen einstudiert hat, mitsingen.
Paul Hindemith
Krzysztof Penderecki
"Ein feste Burg ist unser Gott"
für gemischten Chor, Blechbläser, Schlagzeug und Streichorchester
5'
Aufführungsmaterial leihweise
Krzysztof Penderecki zitiert nach einer feierlichen Bläser-Einleitung Johann Sebastian Bachs Schlusschoral aus der Kantate "Ein' feste Burg ist unser Gott", BWV 80. Der Komponist verzichtet dabei auf die Besetzung von Holzbläsern zugunsten des strahlenden und festlichen Klangs von Blechbläsern in Kombination mit Schlagwerk und Streichern. Das Werk entstand anlässlich des 1200-jährigen Jubiläums der polnischen Stadt Cieszyn (Teschen) bei Katowice.
Enjott Schneider
Seligpreisungen — in memoriam Leipzig 1989
Text aus dem Matthäus-Evangelium, 5, 3-12 in der Übersetzung von Martin Luther
für gemischten Chor, Streichtrio, Fagott und Orgel
Partitur | Chorpartitur | Stimmensatz
Leipziger Nikolaikirche: Am 9. Oktober 1989 fand hier das letzte "Seligpreisungen-Friedensgebet" und im Anschluss die folgenreiche gewaltlose Friedensdemonstration statt. Der berühmte Filmkomponist Enjott Schneider setzt den Leipziger Ereignissen mit der Vertonung der "Seligpreisungen" aus der Bergpredigt ein berührendes Denkmal.
Pēteris Vasks
Da pacem, Domine
nach der gregorianischen Antiphon aus dem 9. Jahrhundert
für gemischten Chor und Streichorchester
18'
Aufführungsmaterial leihweise
Pēteris Vasks artikuliert mit einem Großteil seines musikalischen Schaffens den Wunsch nach Frieden, so auch mit Da pacem, Domine. Die Antiphon „Da pacem, Domine in diebus nostris“ wurde seit der Nachdichtung durch Martin Luther im Jahr 1529 vielfach neu vertont. Oft kommentierten die Werke die politische Situation ihrer Gegenwart („in unseren Zeiten“) und hinterlassen der Nachwelt Mahnungen gegen Glaubensspaltung, Krieg und Terror.
Alexander Goehr
Behold the Sun – Die Wiedertäufer (Sehet die Sonne)
opera in three acts
160'
Aufführungsmaterial leihweise
In Behold the Sun thematisiert Goehr den Aufstand der Münsterschen Täufer aus den 1530ern als eine Parabel für die heutige Zeit: Die zuerst noch durch ehrenhafte Ideale inspirierten Anführer der Täufer werden durch Macht korrumpiert, verfallen nach und nach dem Fanatismus und opfern schließlich nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das zahlloser Unschuldiger. Dabei werden sie von einer Art religiösem Kommunismus angetrieben, der sich auf einer Interpretation der Bibel ohne moralischen Bezug begründet. In ihrer Erzählung halten sich Goehr und sein Co-Librettist John McGrath größtenteils an den historischen Geschichtsverlauf und entfalten das Stück auf verschiedenen Ebenen: Da gibt es die Hasstiraden der Täufer, den Konflikt zwischen ihren beiden Anführern, die Auswirkungen der Krise auf die Händler der Stadt, eine Familie die sich immer mehr entzweit, und die katastrophalen Folgen für das Volk.
Karl Amadeus Hartmann
Simplicius Simplicissimus
Drei Szenen aus seiner Jugend (Neufassung 1956-1957)
95'
Aufführungsmaterial leihweise
Karl Amadeus Hartmanns Oper Simplicius Simplicissimus basiert auf dem Roman Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen aus dem Jahr 1668/1669. Darin werden die grausamen Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges aus der Perspektive eines naiven Kindes (Simplicius Simplicissimus) geschildert.
Angesichts der Erfahrungen des ersten Weltkrieges erkannte Hartmann in den 1930er Jahren die Aktualität des Stoffes. Im jungen Simplicius sieht der Komponist den unheroischen Menschen, der noch eine kommende Welt in seinem Innern trägt. Dieser reine Tor lebt in einer Welt, die grausam und von Krieg geprägt ist. Und dennoch sieht Hartmann ein gutes Ende: „Hält man der Welt den Spiegel vor, sodass sie ihr grässliches Gesicht erkennt, wird sie sich vielleicht noch einmal eines Besseren besinnen. Trotz aller politischen Gewitterwolken glaube ich an eine bessere Zukunft: Das soll die Schluss-Apotheose in meinem Simplicius ausdrücken.“ (Hartmann)
Wilfried Hiller
Das Salzburger Spiel vom verloren Sohn
nach wiedergefundenen alten Quellen
75'
Aufführungsmaterial leihweise
Für Das Salzburger Spiel vom verloren Sohn greift Hellmuth Matiasek auf ein Fastnachtsspiel von Burkard Waldis (1490–1556) zurück. Er stellt dieses altdeutsche Mysterienspiel in die Zeit der Reformation und zeigt einen jungen Mann in seinem Protest gegen feudale Herrschaft, seinen Kampf für neue Ideen, sein Scheitern. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 bildet den versöhnlichen Abschluss. Über seine Musik sagt Wilfried Hiller: „Die Violine drängte sich mir als Instrument des Todes auf. Ich formte alle Todesmonologe der Vorlage in eine Melodie für Violine um. Meine Musik setzt Akzente, akustische Interpunktionen und gibt den aufgehetzten Bauern bei ihren Sprechchören den akustischen Hintergrund.”
Paul Hindemith
Die Harmonie der Welt
Oper in fünf Aufzügen
160'
Aufführungsmaterial leihweise
Die Oper spielt zwischen den Jahren 1608 und 1630 an verschiedenen Orten und beleuchtet schlaglichtartig – zum Teil simultan – Szenen aus dem Leben des Astronomen Johannes Kepler (1571-1630), nach dessen theoretischem Werk „Harmonices mundi“ die Oper benannt ist. Basierend auf ausführlichen historischen Studien zeichnet Hindemith Personen aus dem Umkreis Keplers, die sein wissenschaftliches Streben mit unterschiedlichen Ambitionen begleiten.
Die Oper ist das Resultat von Hindemiths langjähriger Beschäftigung mit Prinzipien des tönenden Kosmos. Basierend auf Studien antiker und mittelalterlicher Musiktheoretiker, sucht er die Ordnung hinter den einem Wandel unterzogenen vielfältigen Erscheinungen zu erkennen. Für ihn basiert das sich Verändernde auf einem zu erkennenden Urgrund, der von der zahlhaft geordneten Musik versinnbildlicht wird. Diese zahlhafte Grundordnung alles Seienden ist für Hindemith naturgegeben und entzieht sich somit jeglicher Veränderung oder Entwicklung.
Paul Hindemith
Mathis der Maler
Oper in sieben Bildern
180'
Aufführungsmaterial leihweise
Zunächst hatte Hindemith mit Skepsis auf den Vorschlag seines Verlegers reagiert, die Lebensgeschichte des Malers Mathis Gothart Nithart (um 1480-1528), bekannt unter dem Namen Matthias Grünewald, in einer Oper zu verarbeiten. Doch dann verwob er in seinem Libretto kunstvoll die Biografie des Künstlers mit den sozialen und religiösen Kämpfen zur Zeit der Bauernkriege. Das Ringen der Figur Mathis um Autonomie des Künstlers in einer brisanten Gegenwart ist oft als Ausdruck von Hindemiths eigener Situation im nationalsozialistischen Deutschland interpretiert worden.
Mathis der Maler ist das prominenteste Dokument eines stilistischen Wandels, der sich seit 1930 mit homogeneren, stärker streicherdominierten Klangfarben, einer deutlicher tonalen Ausrichtung sowie klaren formalen Strukturen angedeutet hatte.
Guus Ponsionen
Das Geheimnis des schwarzen Giftes
Ein Musical zwischen Buchdruck und Bauernkrieg
120'
Aufführungsmaterial leihweise
Das Musical spielt im Jahr 1525 zur Zeit der deutschen Bauernkriege. Die junge Bauerstochter Hanna schützt mit Hilfe des fahrenden Scholaren Jon ihre Freundin Ruth vor den Nachstellungen des Grafen und versteckt Jon anschließend vor seinen Häschern. Als Gegenleistung dafür fordert Hanna von Jon, dass er ihr Schreiben und Lesen beibringt, obwohl das Lesen für Mädchen in dieser Zeit verboten ist. Als Hanna von Bauernaufständen in ihrer Umgebung hört, beschließt sie, auch die Bauern ihres Dorfes zum Widerstand gegen die Obrigkeit aufzurufen – leider ohne Erfolg, denn keiner der Bauern will mitmachen. Nach und nach jedoch schließen sich ihre Freundinnen ihr an. Gemeinsam bauen sie eine Druckwerkstatt und drucken Flugblätter, in denen sie die Missstände anprangern. Die „schwarze Kunst“ Gutenbergs hilft ihnen schließlich, die Dorfbewohner zu mobilisieren: Es kommt zur Konfrontation zwischen Kirche, Landadel und den protestierenden Landleuten. Das Geheimnis des schwarzen Giftes ist mit seinen vielen schönen Rollen und der eingängigen Musik von Guus Ponsioen eine lohnende Herausforderung für Schul-Musical- AGs und eröffnet Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen spannende Einblicke in das Alltagsleben im 16. Jahrhundert.