• Qualität seit über 250 Jahren
  • Über 350 Partnerhändler weltweit
  • Sicher einkaufen mit Trusted Shop
Lieferzeit
2-3 Tage
CD

Abdullah Ibrahim & WDR Big Band Cologne - Bombella

Gold Train - South Africa
Bestellnummer: INT 34302
14,99 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Artikel ist lieferbar

Produktdetails

Beschreibung

Zunächst nur ein Klavier, sonst nichts. Der Anschlag, die spirituelle Entrückung und die schicksalhafte Verankerung in der Jazzgeschichte mit einem Hauch von Afrika verraten auf Anhieb die Handschrift Abdullah Ibrahims. Dieser hatte ja gerade erst letztes Jahr unter dem Titel "Senzo" ein atemberaubendes Soloalbum aufgenommen, das seine ganze Lebenserfahrung in ein dichtes Beziehungsgeflecht sozialer und historischer Blickwinkel einbettete. Doch nach exakt 2:36 wird deutlich, dass es sich hier nicht um ein weiteres Soloalbum handelt. Sanfte Big Band Sounds umspielen das Klavier, verdichten sich immer mehr und tragen die Klangphilosophie des Südafrikaners an völlig andere Plätze von berauschender Wucht.

Sein neues Album "Bombella" ist in vieler Hinsicht die Kulmination seiner gesamten Karriere. Als Adolphe Johannes Brand 1934 in Kapstadt geboren, arbeitete er unter dem Namen Dollar Brand ab 1949 als Berufsmusiker. Was das zu Zeiten der Apartheid in Südafrika bedeutete, muss hier nicht näher ausgeführt werden. Immerhin hielt er es bis Anfang der Sechziger in seiner Heimat aus, wo er Miriam Makeba begleitete und mit den Jazz Epistles die erste nennenswerte Jazzband Afrikas gründete. Doch die internationale Anerkennung trug ihm zuhause auch Misstrauen ein. 1962 setzte er sich nach Europa ab, trat vor allem in der Schweiz und Dänemark auf und wurde 1965 von Duke Ellington entdeckt.

Ellington holte Brand nach New York. Ein Triumph auf dem Newport Jazz Festival sollte seine Eintrittskarte in die erste Liga des Jazz sein. Er gehörte zur Avantgarde von New York und schulte an der Seite von Ornette Coleman und John Coltrane nicht nur seinen Sinn für Improvisation, sondern begab sich auch auf ein spirituelles Gleis, das er bis heute nicht mehr verlassen sollte. Seine enge Verbindung zu Afrika ließ er niemals abreißen, aber auch in Europa und Asien suchte er unentwegt nach Allianzen. Zu seinen engsten Verbündeten zählten ab 1968 Musiker wie Don Cherry, Gato Barbieri und der legendäre südafrikanische Bassist Johnny Dyani. 1968 konvertierte er zum Islam und nahm den Namen Abdullah Ibrahim an, der im Lauf der nächsten Jahrzehnte ganz behutsam das Trademark Dollar Brand ablöste. In den siebziger und achtziger Jahren war er die Integrationsfigur für afrikanischen Jazz schlechthin. Erinnert sei nur an Alben wie "Echoes From Africa" (1979, im Duo mit Dyani), "African Marketplace" (1980) oder "Zimbabwe" (1983), die eine bis dahin undenkbar organische Verbindung zwischen amerikanischem Jazz und afrikanischer Rootsmusik beschrieben. Die Abschaffung der Apartheid war auch für Abdullah Ibrahim ein Befreiungsschlag. 1994 spielte er auf der Amtseinführung Nelson Mandelas. Mit dem nachdenklichen Soloalbum "Senzo" erweiterte er den Kontext seiner afrikanischen Roots und amerikanischen Erinnerungen zu einer globalen Erfahrung.

Man sagt ja leichtfertig, ein Klavier wäre ein komprimiertes Orchester. Auf Abdullah Ibrahim trifft das in besonderer Weise zu. "Meine Laufbahn begann in einer Big Band", rekapituliert Abdullah Ibrahim. "Meinen ersten Auftritt in Kapstadt absolvierte ich auf der Scheide von der Swing- zur Bebop-Ära in einer Big Band namens Tuxedo Slickers. Wir spielten amerikanische Arrangements, aber auch traditionelle afrikanische Musik. Die Energie der Big Band war in meinem Spiel stets enthalten. Arrangeur Steve Gray, mit dem ich an dieser Musik arbeitete, hat es nun geschafft, die Linien meines Solospiels wieder aufzugreifen und in diesen Big Band-Kontext rückzuübersetzen. Er erweiterte meine Intentionen mit seiner eigenen Dynamik."

Dem im September letzten Jahres verstorbenen Arrangeur Steve Gray ist das Album auch gewidmet. Nun sind ja Big Band und Solo geradezu entgegengesetzte Prinzipien. Aus künstlerischer Hinsicht mag es Sinn machen, auf ein Solowerk eine Arbeit mit großem Klangkörper folgen zu lassen. Doch mit seiner einzigartigen Fähigkeit zur unaufdringlichen Abstraktion und transzendenten Vereinbarung vermeintlicher Antagonismen gelingt es Ibrahim, den Faden von "Senzo" auch über das Intro hinaus mit der Big Band weiterzuspinnen. "’Senzo’ war die Embryonalform dessen, was da kommen würde", so Ibrahim. "Seit ich Platten aufnehme, enthält jedes Album die Voraussetzungen für das nächste. Die Songs auf ‚Bombella’ sind eine Weiterführung der Geschichten, die ich auf ‚Senzo’ erzählt habe."

Nun erzählt "Bombella" ganz unterschiedliche Geschichten. Da ist zum einen das Porträt von Südafrika aus der Perspektive eines modernen Kosmopoliten, der die Dimension der Apartheid selbst erlebt hat. Damit eng verbunden erzählt es die Lebensgeschichte von Abdullah Ibrahim. "Diese zehn Songs funktionieren zusammen wie eine erweiterte Erfahrung. Wir haben sie wie einen Film inszeniert. Es sind biografische Songs, die auch von der Entwicklung meiner Kompositionen berichten. Diese CD repräsentiert einen Mikrokosmos der Erfahrung."

Das Material zu „Bombella“ ist nicht neu. Die meisten Songs kennt man in anderen Arrangements von wichtigen Alben aus der Vergangenheit des südafrikanischen Jazz-Zauberers wie "African River" , "Capetown Revisited" oder "Water From An Ancient Well". Bei einer derart reichhaltigen Opera Omnia wie der von Abdullah Ibrahim war es sicher nicht leicht, eine Auswahl zu treffen. "Viele dieser Songs waren solo, im Trio oder mit meiner Band Ekaya aufgenommen worden. Wir wollten wissen, wie sie mit der Big Band funktionieren. Dabei folgten Steve Gray und ich der Tradition Ellingtons, der seine Kompositionen immer wieder neu interpretierte und strukturierte. Außerdem hatten wir unser Publikum im Blick. Viele dieser Songs waren aufgrund von Vertriebsproblemen lange nicht mehr erhältlich. Wir wollten sie auf diese Weise einfach wieder zugänglich machen." Sein enges Verhältnis zu seinem Mentor Ellington schlägt sich auf "Bombella" deutlicher nieder als auf seinen meisten bisherigen Platten. Arrangements und Dynamik des Albums erinnern stark an den Duke. Eine bewusste Entscheidung von Ibrahim und Gray. Ellington sei für einen modernen Komponisten und Arrangeur unumgänglich, ist Ibrahim überzeugt.

Aus dem historischen Material von Abdullah Ibrahim sticht das Intro „Green Kalahari“ heraus, das man vergeblich auf früheren Platten sucht. Damit hat es eine besondere Bewandtnis. Green Kalahari ist eine Landschaft im nördlichen Kap Südafrikas, in der sich der Pianist jüngst eine 750 Hektar große Farm kaufte. "Das ist ein ganz ungewöhnlicher Ort mit einer reichen Flora und Fauna sowie einem verzweigten unterirdischen Wassersystem. Dort verwirkliche ich ein Projekt meiner M7-Akademie. Ganz in der Nähe befindet sich eine zweieinhalb Millionen Jahre alte Höhle, in der bereits vor 800.000 Jahren Menschen gelebt haben. ‚Green Kalahari’ ist ein völlig frei improvisiertes Piano-Solo. Es wurde in einem Take aufgenommen und ich könnte es nicht noch einmal spielen. Es repräsentiert für mich mein spirituelles Heim."

Einmal mehr folgt Ibrahim in dieser Improvisation seinem Prinzip "No Mind", das er aus dem asiatischen Kampfsport übernommen hat und darauf hinausläuft, dass man alles, was man sich über Jahrzehnte im Schweiße seines Angesichts angeeignet hat, im Moment des Spiels vergisst und sich der Magie des Augenblicks hingebt. Doch jeder Augenblick hat auch eine historische Dimension. Diese spiegelt sich zum Beispiel im Titel wieder. Heute steht Bombela (mit einem l) für ein Schellzugsystem, das gerade in Südafrika eingerichtet wird. Sucht man im WWW hingegen nach Bombella (mit zwei ll), wird man nicht so schnell fündig. Hier ist Abdullah Ibrahims Erinnerung dem Cyberspace überlegen. "Ich schrieb dieses Stück mit 16 Jahren. Der Name geht auf einen Zug zurück, der die Minenarbeiter aus dem gesamten südlichen Afrika zu den Gold- und Diamantenminen transportierte. Aber der Zug hatte vier Klassen. Ich reiste immer vierte Klasse mit den Fremdarbeitern. Die vierte Klasse war stets am Anfang des Zuges, denn dort schluckte man den ganzen Qualm und die Glut, was in der Hitze Südafrikas sehr unangenehm war. Die Bedeutung dieses Zuges war immens, denn er symbolisierte alle Klassen Südafrikas."

So ist Abdullah Ibrahim auch mit "Bombella" wieder ein ganzheitliches Kunstwerk gelungen, für das ein Begriffskorsett wie Jazz viel zu eng ist.

Inhalt

Green Kalahari
Song For Sathima
Mandela
District Six (Trance Circle Dance)
Bombella
Meditation / Joan Capetown Flower (Emerald Bay)
I Mean You / For Monk
For Lawrence Brown (Remembrance)
Excursions (Masters And Muses)
African River

Interpreten

Abdullah Ibrahim: piano / Paul Shigihara: guitar / John Goldsby: bass / Hans Dekker: drums / Andy Haderer: trumpet / Wim Both: trumpet / Rob Bruynen: trumpet / John Marshall: trumpet / Klaus Osterloh: trumpet / Ludwig Nuss: trombone / Dave Horler: trombone / Bernt Laukamp: trombone / Mattis Cederberg: bass trombone / Heiner Wiberny: alto saxophone, flute, clarinet / Karolina Strassmayer: alto saxophone, flute, clarinet / Olivier Peters: tenor saxophone, flute, clarinet / Paul Heller: tenor saxophone, flute, clarinet / Jens Neufang: baritone saxophone, flute, clarinet / Steve Gray: conductor, arranger

Weitere Informationen

Titel:
Abdullah Ibrahim & WDR Big Band Cologne - Bombella
Gold Train - South Africa
Verlag/Label:
Intuition
Spieldauer:
74 ′30 ′′
Reihe:

Technische Details

Bestellnummer:
INT 34302
UPC:
750447343023
MAN EAN:
4011687343027
Gewicht:
0,07 kg

Mehr aus dieser Reihe

Abdullah Ibrahim

Rezensionen

Seien Sie der/die Erste, der dieses Produkt bewertet.