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Dieter Schnebel

Dieter Schnebel

Herkunftsland: Deutschland
Geburtstag: 14. März 1930
Todestag: 20. Mai 2018

in Kürze

Mahler-Moment
Musikalische Leitung: Golo Berg
Orchester: Sinfonieorchester Münster
18. Juni 2024 | Münster (Deutschland) , Theater, Großes Haus
Mahler-Moment
Musikalische Leitung: Golo Berg
Orchester: Sinfonieorchester Münster
19. Juni 2024 | Münster (Deutschland) , Theater, Großes Haus

Über Dieter Schnebel

Indem nun Zeit zum Augenblick wird, verwandelt sie sich in Raum. Jedes räumliche Gebilde, jede räumliche Distanz ist eine zeitliche, eine Zeiteinheit, in der die Zeit erstarrt. (Dieter Schnebel)

Dieter Schnebel wurde am 14. März 1930 in Lahr/Baden geboren. 1949 begann er ein Studium an der Freiburger Musikhochschule; zusätzlich besuchte er Vorlesungen Martin Heideggers an der Freiburger Universität und knüpfte engen Kontakt zu den Protagonisten der Kranichsteiner (heute Darmstädter) Ferienkurse für Neue Musik (Adorno, Varèse, Messiaen, Nono, Stockhausen, später Cage). Von 1952-56 studierte Schnebel evangelische Theologie (bei Karl Barth und Rudolf Bultmann), Philosophie und Musikwissenschaft (bei Walter Gerstenberg, Promotion über die Dynamik bei Schönberg) in Tübingen. Daran schloss sich eine Pfarr- und Lehrertätigkeit in Kaiserslautern, Frankfurt a. M. und München an. 1976 wurde eigens für ihn eine Professur für experimentelle Musik und Musikwissenschaft an der Hochschule der Künste in Berlin eingerichtet, die er bis zur Emeritierung 1995 innehatte. Die Arbeit als Theologe setzte Schnebel durch Predigttätigkeit an der Johann-Sebastian-Bach-Kirche und an der St.-Annen-Kirche in Berlin fort. Er verfasste zahlreiche musikwissenschaftliche Essays und Bücher, deren Themen von Bach über Beethoven, Schubert, Schumann, Wagner, Mahler und Debussy bis zu Cage und Kagel reichen.

Anfänglich komponierte Schnebel strikt seriell: Stücke für Streichinstrumente (1954/55), dt 31,6 (1956-58), Compositio (1955/56). Die Ablehnung jeglichen Dogmatismus führte ihn zu experimentellen Konzept- und Prozesskompositionen, aus dieser Phase stammen Glossolalie 61 (1959/60), Das Urteil (nach Kafka, 1959) und Ki-No (1963/67), in denen er die Verwendung der Stimme um völlig neue Dimensionen vom Flüstern und Röcheln bis hin zum Schreien erweiterte. Außerdem entstanden kirchenmusikalische Werke (Für Stimmen (…missa est) (1956-69), Dahlemer Messe (1984/87), Magnificat (1996/97), missa brevis (2000-02)) sowie Bearbeitungen von Bach-Chorälen und Orgelwerke, darunter auch Stücke für den Kirchenpavillon der EXPO 2000 und die documenta 2001. Durch die Gründung der Theatergruppe "Die Maulwerker" an der Hochschule der Künste systematisierte Schnebel sein nur teilweise auf den "Fluxus" (réactions 1960/61, visible music 1960/62, anschläge-ausschläge 1965/66) zurückzuführendes, offenes Werkkonzept, in dem Musiker zum unkonventionellem Einsatz ihrer Instrumente und Stimmen und zu Aktionen im Raum aufgefordert werden (Harley-Davidson für 9 Motorräder und Trompete 2000, Flipper für Spielautomaten, Darsteller, Instrumente und Tonband 2002/03).

In jeweils mehrjährigen Kompositionsprozessen entstanden die Zyklen Maulwerke, Körper-Sprache, Schulmusik, Laut-Gesten-Laute, Museumsstücke, Schau-Stücke und Bachmann-Gedichte. In den Zyklen Re-Visionen (1972-92) und Tradition (1975-95), ferner in den auf die griechische Mythologie verweisenden Kammermusikwerken der Reihe Psycho-Logia (u.a. Pan 1978/88 und Medusa 1989/93) entfaltete Schnebel neuartige Konzeptionen der Beziehung traditioneller und neuer, respektive experimenteller Musik. Zu Schnebels Schlüsselwerken zählen die Oper Majakowskis Tod - Totentanz (1989/97), das großangelegte Vokalwerk Ekstasis (1996/97/2001) und die monumentale Sinfonie X (1987/92/2004).

1991 wurde Schnebel mit dem Lahrer Kulturpreis ausgezeichnet. 1999 verlieh ihm die Stadt Schwäbisch Gmünd den erstmals vergebenen Preis der Europäischen Kirchenmusik. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Freien Akademie der Künste Leipzig (beides seit 1991) und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (seit 1996).

Werkliste

Chronologie

1930
geboren am 14. März in Lahr/Schwarzwald
ab 1940
Gymnasium, Klavierunterricht (W. Siebler), Jugendkompositionen
1949-52
Musikstudium in Freiburg/Br. (Musiktheorie bei E. Doflein), Besuch der Kranichsteiner Ferienkurse für Neue Musik (Varése, Adorno, Leibowitz, Křenek, Scherchen, Boulez, Henze, Stockhausen)
1952-56
Studium der Theologie, Philosophie und Musikwissenschaft in Tübingen (Barth, Bultmann, Bloch)
1953-59
Serielle Kompositionen: "Versuche" für verschiedene Ensembles (Analysis, Stücke, Fragment, Compositio)
1956-63
Pfarrer in Kaiserslautern, Heirat (Camilla Riegger), 2 Kinder (Andreas, Bettina)
1959-61
Phonetische Musik, räumlich strukturiert; "Glossolalie" für Sprecher und Instrumentalisten, "Das Urteil" Raummusik für Ensemble
1960-67
Sichtbare Musik, prozesshaft strukturiert: "visible music" für einen Dirigenten und einen Instrumentalisten, "reactions" für einen Instrumentalisten und Publikum, "Nostalgie" (Dirigenten solo), "Anschläge-Ausschläge" (Trio), "Ki-no" Nachtmusik für Projektoren und Hörer
1963-70
Religionslehrer an der Wöhlerschule in Frankfurt/M.
1966-70
Organische Musik als direkter Ausdruck: "Maulwerke" für Artikulationsorgane und Reproduktionsgeräte
1970
2. Ehe (Iris Kaschnitz)
1970-76
Religions- und Musiklehrer in München, Arbeitsgemeinschaft für Neue Musik am Oskar-von-Miller Gymnasium in München
1972-76,84
Pädagogische Musik für "Laien": "Schulmusik" ("Blasmusik", "Gesums", "Kontrapunkt", "Harmonik", "Stuhlgewitter", "Zahlen für (mit) Münzen")
1975-92
"Tradition" - "Re-Visionen"; Rückblicke voran - Ausblicke zurück: "Canones" ("In motu proprio", "Diapason") für Ensemble, "B-Dur-Quintett", "Lieder ohne Worte" für Stimme und zwei Instrumente, "Bagatellen", "Auguri" für Klavier, "Inventionen" für Violoncello solo, "Zwischenfugen" für Orgel, "Sinfonie-Stücke" für Orchester, "MISSA" für Soli, zwei Chöre, Orchester und Orgel, "Sinfonie X" für Altstimme, großes Orchester und Live-Elektronik, "Revisionen": "Bach-Contrapuncti", "Beethoven-Sinfonie", "Webern-Variationen", "Wagner-Idyll", "Schubert-Phantasie", "Janáček-Moment", "Mozart-Moment", "Schumann-Moment", "Mahler-Moment", "Verdi-Moment"
1976
Professor für experimentelle Musik und Musikwissenschaft in Berlin
1977-79
Räumliche und mobile Musik: "Dreiklang" für drei Ensembles, "Orchestra" für mobile Musiker
1978
Arbeit mit experimentellen Theatergruppe "Die Maulwerker", größere Auslandsreisen (Vorträge, Konzerte): USA-Kanada, Japan-Korea, Jugoslawien-Griechenland-Israel, Lateinamerika
ab 1978
Psychoanalytische Musik ("Gefühlsrealismus"): "Pan" für Flöte, "Marsyas" für Schalmei, "Circe" für Harfe, "Thanatos-Erbe" für Orchester, "Sisyphos" für zwei Bläser, "Languido" für Bassflöte und Live-Elektronik, "Jo" für Gitarre, Bläser und Schlagzeug
1979-80
"Körper-Sprache" für 3-9 Darsteller (1980)
1981-89
Experimentelles Theater für Stimmen und Gesten: "Laut-Gesten-Laute" ("Fantasien", "An-sätze", "Redeübungen", "Weisen", "Gedankengänge"), "Zeichen-Sprache" (6 Poeme für 4 Köpfe, 2 Rümpfe, 8 Beine, 1 Körper, 7 Arme, 3 Finger)
1984-89
Ökologische Musik: "Jowaegerli" (Szenische Kantate nach alemannischen Texten von J.P. Hebel), "Raumklang X" für Orchester
1989-92
Weitere Arbeiten an räumlich strukturierter Musik:"Monotonien" für Klavier und Live-Elektronik, "Das Urteil" (nach Kafka), Ausführung des Projektes von 1959, "Gehörgänge-Environment" (Projekt 1972), "Raum-Zeit y" für Musiker auf Drehstühlen (Projekt 1958-60), "St. Jago" (Szenische Kantate nach/über Heinrich von Kleist)
1991
Lahrer Kulturpreis, Mitglied der Akademie der Künste Berlin, Mitgleid der Freien Akademie der Künste Leipzig
1992-97
Multispaziale Musik:
"Museumsstücke I ", "MoMA, Museumsstücke II" für bewegliche Stimmen und Instrumente, "Numbers" für einen Vokalisten, "Schau-Stücke" Körperetüden für Stimme und Gesten, "Worte-Töne-Schritte" Musikalische Story für Stimme, Sythesizer und Schlageug

Vokalmusik:
"Motetus I" für zwei Chöre, "Lamento du Guerra" für Stimme und Orgel, "Amazones" für fünf Frauenstimmen, "Kaschnitz-Gedichte" für Stimme und Klavier, "Quintessenz" für Vokalquartett mit Klavier, "Mit diesen Händen" für Stimme und Violoncello

Instrumentalmusik:
"Toccata mit Fugen" für große Orgel und Schlagzeug, "Lamah" für Streichtrio mit Stimme
1995
Mitglied der Bayerischen Akademie der Schöne Künste München
1995-97
Weitere Reisen: Lateinamerika (Montevideo, Bueños Aires, São Paolo, Rio de Janeiro), Madrid, Schweiz, Rom
1998
Uraufführung der Oper "Majakowskis Tod-Totentanz" in Leipzig, erste teilweise Uraufführung des Oratoriums "Ekstasis" für Sopran, Schlagzeug-Solo, fünf Chöre und Orchester in Köln

Herzinfarkt-Bypassoperation
1998
Weitere Geistliche Musik:
"Motetus II", "Magnificat" für Schola, Chor und Schlagzeug, "Missa brevis", Psalm 139" für Stimme und Schlagzeug, "Aschermittwochsmusik" für Schola, Chor, Orgel und Schlagzeug, "David-Projekt"
1999
Preis der Europäischen Kirchenmusik der Stadt Schwäbisch Gmünd
1999-2003
Weiteres Experimentelles Theater:
"Y2K" (zum 1.1.2000) für Stimmen, "Harley-Davidson" für 9 Motorräder und Trompete, "N.N." für bewegliche Stimmen und Instrumente, "Flipper" für Spielautomaten, Stimmen, Darsteller, Instrumente und Tonband, "Fontana-Mix-Musik" für 2 Darsteller, 2 Instrumente und Tonband, "Zimzum-Musik" Projekt für Streichtrio, Stimme, Synthesizer und Projektion

Weitere Kammermusik:
"Verschattungen" für Bassklarinette, Viola und Tonband, "Anfänge..." für Gitarre (Saxophon, Schlagzeug ad lib.), "Bachmann-Gedichte" für Stimme, Saxophon und Schlagzeug
2001
"Lebensblätter" (Signatur 33) Kunstbuch über Leben und Werk
2002
Uraufführung vin "Ekstasis" bei Musica Viva in München
2011
Sigmund-Freud-Kulturpreis
2015
Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
2016
"Yes, I Will, Yes!" für Sopran, Schlagzeug und Zuspiel
2018
Gestorben am 20. Mai 2018 in Berlin

Artikel

Aufführungen

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    Musikalische Leitung: Golo Berg
    Orchester: Sinfonieorchester Münster
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