Der Rosenkavalier

Der Rosenkavalier stellt kleinere Theater vor ein Platz- und Personalproblem, obwohl das Werk viel kammermusikalische Passagen und eine gar nicht allzu opulente Sängerbesetzung hat. In der Reduktion auf doppeltes Holz, zwei Trompeten, zwei Posaunen und Tuba habe ich den überwiegend dreistimmigen Instrumentalsatz der Originalpartitur erhalten, indem ich ein fehlendes Instrument immer in einer möglichst identischen oder nahe am Originalklang liegenden Instrumentalfarbe ergänze. So bietet sich zum Beispiel bei der Verteilung der dreistimmigen Oboensätze eine Reduktion auf zwei Oboen und eine Trompete an. Umgekehrt werden die drei Trompeten auf zwei Trompeten und den Oboenklang ergänzt. Besondere Klangfarben wie die des Kontrafagotts, der Piccoloflöte oder der Tuba, die zum Teil mit handelnden Personen verknüpft sind, bleiben erhalten. Auch die vier Hörner sind für die Klanggestalt unumgänglich. Sie wurden nicht reduziert.

Eine Besonderheit ist die Originalbesetzung der vier Klarinetten, die ich auf drei reduziert habe. Richard Strauss bedient sich der weitreichenden Skala von der Bassklarinette bis zur hohen Es Klarinette, auch das Bassetthorn spielt eine hervorragende Rolle. Eine Reduktion auf zwei Klarinetten wäre unmöglich gewesen, ohne substanziell musikalisches Material zu verlieren. Die Klarinetten sind auch im Original meist dreistimmig geführt. Durch das Weglassen der vierten Klarinette entsteht ein noch virtuoseres, mit vielen Instrumentenwechseln durchsetztes Arbeitsfeld für die Klarinettisten. Dieses ist anspruchsvoll und kann jederzeit auf die speziellen Bedürfnisse der Häuser angepasst werden (z. B. durch den Verzicht auf das Bassetthorn durch den vermehrten Einsatz der tieferen A-Klarinette und der Bassklarinette). In der vorliegenden Variante versuche ich, die spezifischen Klangfarben zu erhalten. Auf die hohe Es-Klarinette wird weitestgehend verzichtet, was dem ersten Klarinettisten einen sehr großen Ambitus abverlangt.

Die Partie der Harfen habe ich zu einer Stimme zusammengefasst. Ebenso ist die Schlagzeugpartie für nur einen Spieler eingerichtet. Die phantastisch balancierten Farben von Strauss bleiben bestehen. Es müssen tatsächlich fast keine Töne entfallen, die Partitur erklingt in ihrer originalen Gestalt. Thomas Dorsch