Die Tragödie des Teufels
Produktdetails
Beschreibung
INHALT
Luzifer und seine Assistenten führen Adam und Eva durch eine Reihe von Stationen in ausweglose Situationen, um ihnen die Nichtigkeit menschlicher Werte vor Augen zu führen. Zu den Assistenten gehört Lucy: Sie ist in Wahrheit Lilith, Adams erste Frau, aus dem gleichen Lehm geschaffen wie er und von Gott vertrieben, weil sie darauf beharrte, gleichrangig neben Adam zu leben, ohne sich diesem oder Gott unterzuordnen. Die Stationen sind von den Spielleitern gesteuerte Simulationen: Eine Wüste mutiert zu einer lebensfeindlichen Grenzszenerie, vergleichbar jener zwischen den USA und Mexiko. Die Ägypten-Szene gleicht einer Hotelstadt wie Las Vegas, wo hinter der Talmi-Fassade das Grauen lauert. Die Griechenland-Episode könnte im Kommandobunker einer kriegerischen Zukunft spielen. Im Byzanz-/Bagdad-Bild vermischen sich mittelalterliche Kreuzfahrerideologie und aktuelle Folterszenen zu einem Albtraum aus menschlichen Abgründen und fanatischer Selbstverachtung. Das Shop-Bild ist die Vision einer Gesellschaft beliebig verfügbarer Klone; hier verliert Luzifer die Kontrolle über das Spiel. Am Ende landet Adam erneut in der Wüsten-Episode, in der alles begann und alles enden wird: Lucy/Lilith triumphiert. Adam erkennt ihre wahre Identität. Eva versucht noch, ihn mit der Offenbarung ihrer Schwangerschaft zu einem gemeinsamen Leben zu bewegen. Adam jedoch, von Lilith gelenkt, tötet Eva und vereinigt sich mit Lilith, denn „kein Mensch darf mehr entstehen – beginnen wir ein neues Geschlecht von gleich zu gleich“. Luzifer bleibt zurück; seine Tragödie ist der Verlust der Macht und das Ende des Bösen als Prinzip.
KOMMENTAR
Ausgangspunkt für die Oper ist das 1861 erschienene Schauspiel „Die Tragödie des Menschen“ des ungarischen Schriftstellers Imre Madách (18231864), in dem Luzifer Gott zum Kampf um Adams Seele herausfordert. Er zeigt Adam und Eva nach dem Sündenfall in Traumbildern Phasen des Untergangs der Welt und des Menschengeschlechts, muss jedoch zum Schluss erleben, dass Eva Adam errettet: Sie bringt sein Kind zur Welt und beide leben weiter – mit Gott und Luzifer als gleichberechtigten Antagonisten. Eötvös und sein Librettist Albert Ostermaier denken das Stück von Madách weiter. In Die Tragödie des Teufels gibt es kein erlösendes Ende, sondern eine zutiefst pessimistische Sicht auf eine Zukunft ohne festen Halt: Realität und Virtuelles sind nicht mehr voneinander zu unterscheiden, das vertraute und verlässliche Gleichgewicht von Gut und Böse ist aufgehoben, Luzifer hat keine Existenzberechtigung mehr. Die ungewöhnliche Aufteilung des Orchesters in ein vom Schlagzeug dominiertes Ensemble im Graben und ein zweites, streicherbetontes Orchester hinter der Szene potenziert die Mehrdeutigkeit des Textes: Zwischen den beiden Orchestergruppen und den Sängern auf der Bühne entsteht ein sich ständig verändernder polyphoner Klangraum.
Orchesterbesetzung
S. (I: Vibr. · Gong · 2. Gliss.-Gongs [S, A] · chin. Beck. [m.] · 2 Metallröhren [h., sehr h.] · Trgl. [h.] · hg. Kettenrassel · Kette · Metal Chimes · Schellentamb. · Guiro [S] · Mar. [h.] · 6 Woodbl. · Peitsche [gr.] · Tomt. [A] · Bong. [h.]; II: Crot. · Nietenbeck. · 4 Kuhgl. [h.] · Gong · Trgl. [m.-h.] · Schellentamb. · gedämpftes Hi-Hat · Cencerros · 3 Ratschen [h., m., t.] · Mar. [h.] · Guiro [A] · Marimba · Peitsche [kl.] · 2 Tomt. [T, B]) (2 Spieler) - Hfe. · Akk. · Klav. (D-Flügel, vierhändig, oberer Spieler auch Cel.) - 2 Vl. · Va. · Vc. · Kb.
Orchester (hinter der Bühne mit eigenem Dirigenten):
3 (1. u. 2. auch Picc., 3. auch Altfl. u. Picc.) · 3 (3. auch Engl. Hr.) · 3 (2. auch Es-Klar., 3. auch Bassklar.) · 3 (3. auch Kfg.) - 4 · 3 · 2 · Kb.-Pos. · 1 - S. (I: 2 hg. Beck. · Trgl. [m.-t.] · Beckenpaar · Röhrengl. · Gong · Tamt. · 2 Mar. · Styroporklötze · kl. Tr. · gr. Tr. · 2 P.; II: 2 hg. Beck. · Beck. mit Bogen [h.] · Gong · Trgl. [t.] · Schellenbündel · Tamt. · 2 Mar. · Clav. · Styroporklötze · kl. Tr. · gr. Tr. · 2 P.) (2 Spieler) - Str. (12 · 12 · 10 · 8 · 6)
Personenbesetzung
Weitere Informationen
Nationaltheater
Cora Burggraaf, Eva; Ursula Hesse von den Steinen, Lucy; Topi Lehtipuu, Adam; Georg Nigl, Lucifer; u.a. · Musikalische Leitung: Peter Eötvös; Leitung Bühnenorchester: Christopher Ward
Inszenierung: Balázs Kovalik · Kostüme: Amélie Haas · Bühnenbild: Emilia Kabakov; Ilya Kabakov
(szenisch)