Gisei
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Beschreibung
INHALT
In einem nächtlichen japanischen Hain treten der Edle Matsuo und seine Frau Chiyo aus einem Tempel. Auf die stoische Bemerkung Matsuos hin, der Gott habe ihr gemeinsames Kind als Opfer angenommen, bricht Chiyo zusammen.
Wenige Tage später bringt Chiyo ihren Sohn Kotaro in die Dorfschule des Lehrers Genzo und bittet dessen Frau, den Jungen als Schüler aufzunehmen. Kurz nachdem die Mutter das Schulgebäude verlassen hat, stürzt völlig verstört der Lehrer selbst herein. Als treuer Gefolgsmann des ehemals regierenden Fürsten Michizane, hatte er nach dessen Ermordung den Sohn Michizanes, Kwan Shusai, als Schüler in der Dorfschule versteckt. Dies aber wurde vor wenigen Augenblicken dem neuen Fürsten Tokihira - einem heftigen Gegner Michizanes - verraten, und schlimmer noch: Dieser hat bereits seine Schergen samt Matsuo ausgeschickt, ihm den Kopf des Fürstensohnes zu bringen. Wie der treue Genzo war auch Matsuo einst Gefolgsmann Michizanes, geriet allerdings durch unglückliche Umstände in die Dienste des neuen Herrschers.
Vor der Schule sind schon die nahenden Soldaten zu hören. In Panik beschließt Genzo, dem beim Hereinkommen sofort die Ähnlichkeit des neuen Schülers mit Kwan Shusai ins Auge stach, Kotaro statt Kwan Shusai köpfen zu lassen. - Matsuo, der das Haupt seines ermordeten Sohnes sehr wohl erkennt, lügt den Schergen vor, der gezeigte Kopf sei das Haupt des Fürstensohnes Kwan Shusai.
Nachdem Matsuo und die Soldaten Tokihiras abgezogen sind, stürzt Chiyo herein, ihren Sohn zu sehen. In höchster Not zückt Genzo das Schwert, um auch die Mutter zu töten; jedoch fängt Chiyo den Schwertstreich geistesgegenwärtig mit dem Schreibpult ihres Sohnes auf. Aus dem zersplitternden Pult fallen ein Sterbekleid und Begräbnisfahnen. Dem erschrockenen Genzo dämmert nun, dass Chiyo und Matsuo ihren Sohn absichtlich in die Dorfschule gaben, um ihn statt des Fürstensohnes zu opfern.
Der gebrochen eintretende Matsuo bestätigt diese Vermutung und erklärt, mit der Opferung des eigenen Sohnes dem ermordeten Michizane endlich wieder Loyalität erwiesen zu haben. Chiyo, die den Tod ihres Sohnes nicht verwinden kann, sinkt entseelt zu Boden.
KOMMENTAR
1912 wurde Orff Student an der Münchner Akademie der Tonkunst. Und im gleichen Jahr erhielt er zu Weihnachten ein Japanbuch Lafcadio Hearns. Orff war so begeistert davon, dass er nur wenige Wochen später ein Buch des deutschen Japanforschers Karl Florenz nachgereicht bekam: Japanische Dramen. In diesem stieß er auf die Theaterszene Terakoya – Die Dorfschule, die ihn so packte, dass er sich spontan zu ihrer Bearbeitung und Vertonung entschloss. Binnen eines Halbjahres war die Komposition beendet. Nach Rücksprache mit Japanologen gab er dem fertigen Werk den Titel Gisei – Das Opfer.
Drei Monate später legte er die Partitur dem Münchner Dirigenten Hermann Abendroth vor. Dieser allerdings bewertete die Oper dermaßen negativ, dass Orff sie fortan in der Versenkung verschwinden ließ. Es dauerte nun fast hundert Jahre, ehe Gisei als überaus bühnentauglich bewertet und 2010 in Darmstadt uraufgeführt wurde.
Zwar zeigen sich in diesem ersten Bühnenwerk Orffs noch Einflüsse Debussys und Wagners, jedoch geht der Komponist, der auch originale japanische Melodien verwendet hat, schon ganz eigenständige, zukunftsweisende musikalische Wege, etwa in der Verwendung der seinerzeit nahezu unbekannten Glasharmonika.
Orchesterbesetzung
Bühnenmusik (kann eingezogen werden): 2 (2. auch Picc.) · 0 · 0 · 3 - 0 · 3 · 3 · 2 - P. S. (Gong · Donnermasch. · Windmasch.) - Glasharm. · Hfe. - Str. (4 · 0 · 6 · 0 · 0)
Personenbesetzung
Weitere Informationen
Staatstheater, Großes Haus
Musikalische Leitung: Constantin Trinks · Choreinstudierung: André Weiss
Inszenierung: John Dew · Kostüme: José-Manuel Vázquez · Bühnenbild: Heinz Balthes
(szenisch) (szenische Aufführung)