Lob der Torheit
Produktdetails
Beschreibung
Die burleske Kantate Lob der Torheit für Koloratursopran, Vorsänger (Tenor), Bass und großes Orchester nach Worten von Johann Wolfgang von Goethe ist im Jahre 1948, im sogenannten Goethejahr, entstanden. Diesem Anlass huldigten seinerzeit eine Vielzahl von Veranstaltungen. Dabei kam offensichtlich der augenzwinkernde Weise aus Weimar, der „närrische“ und auch der Spötter Goethe, der ja bekanntlich mancherlei Jocus nicht abgeneigt war, zu kurz. Das Thema der Torheit, wie man zugeben muss, ein recht ernstes Thema, ist wohl Anlass genug, dass man sich damit beschäftigen kann. Höchst renommierte Geister wie Rotterdam und der große Shakespeare, um nur zwei ganz erlauchte Namen zu nennen, haben auf die Torheit recht viel Ernsthaftigkeit verwandt. Es fehlt mithin nicht an guter Gesellschaft.
Die Kantate befleißigt sich fröhlicher Tonalität, die gelegentlich zur Polytonalität erweitert wird. Es werden Formen benutzt, die auf die alten Bänkelsängerweis‘ zurückgehen: also einfachste Formen mit Stollen, Abgesang, bzw. Refrain. Die formale Struktur der Texte hat hier weitgehend die musikalische Form beeinflusst, so vor allem in der Stilisierung der Strophen, in „Kophtisches Lied“, „Tonalität“ und „der Narr epigoliert“. Das Schwergewicht liegt bei der Kantate auf den Solopartien von Koloratursopran und Bass. Der Vorsänger hat, wie die Bezeichnung schon andeutet, eine mehr berichtende Bedeutung. Der Anteil des Chores ist bewusst einfach gehalten, vor allem in Sopran und Alt, wobei der Autor an Knabenstimmen gedacht hat. Die Anforderungen an den Chor gehen also bewusst nicht über das einem Laienchor füglich Zumutbare hinaus. Den größeren Anteil der Chorpartie bestreitet der gelegentlich bis zur Vierstimmigkeit erweiterte Männerchor.
Im Mittelpunkt des Werkes steht die Koloratursopranie „Pastorale serioso“ (Bezeichnung des Komponisten). Wenn Witz, Ironie und gelegentlich auch derber Spaß die übrigen Sätze des Werkes bestimmen und auch die „tiefere Bedeutung“ ihren nicht zu verkennenden Platz drin einnimmt, so steht im „Pastorale serioso“ die reine Naturfrömmigkeit an zentraler Stelle. Die zumeist recht kräftige Instrumentation umschlingt hier in zartem solistischem, quasi konzertierendem Rankenwerk die filigranhafte Ziselierung des Koloratursopran, an dessen Leistungsfähigkeit einige Anforderungen gestellt werden.
In dem Werk ist mancher musikalischer Spaß eingestreut, so zum Beispiel an einer Stelle, wo es im Text heißt „wie schön sich‘s gehört“, eine a cappella-Stelle des Chores im typisch schulhaften vierstimmigen Satz – mit „Trugschluss“. Außerdem sind einige Zitate […] eingeflochten. Diese Zitate enthüllen ihren Sinn aus den ihnen unterlegten Textstellen oder aus der Beziehung zu der musikalischen Form, und es sind so mit Respekt einige mehr oder weniger faustdicke Frozzeleien mit einer besonderen Art von Hommage für den betreffenden Meister verknüpft. Es mag der Findigkeit des Zuhörers überlassen bleiben, diesen ehrbaren Jocus zu entdecken.
– Bernd Alois Zimmermann
Orchesterbesetzung
Inhalt
I Kophtisches Lied "Lasset Gelehrte sich zanken und streiten..."
II Pastorale giocoso "Es war ein fauler Schäfer..." - III Pastorale serioso "Ein Blumenglöckchen vom Boden..."
IV Totalität "Ein Kavalier von Kopf und Herz..."
V Epilog des Narren "Manch gutes Werk habe ich verrichtet..."
Weitere Informationen
Niederrheinisches Musikfest 1948
Anita Westhoff, Sopran; Helmut Krebs, Tenor; Ewald Kaldeweier, Bass · Musikalische Leitung: Günter Wand · Gürzenich-Orchester · Gürzenich-Chor