Marche gaie
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Beschreibung
Im Verlauf ihrer allzu kurzen Karriere komponierte Lili Boulanger (1893-1918) einige inzwischen verschollene Werke, deren Existenz aber unbestritten und gesichert ist. Eines dieser Stücke, Marche gaie, ist 2011 als Particell in einer Privatsammlung in North Carolina wieder aufgetaucht, deren Besitzer die Enkel von Jeanne Leygues, der Widmungsträgerin des Werks ist. Marche gaie wurde 1916 als Komposition für Kammerorchester bei der SACEM (der Musikverwertungsgesellschaft in Frankreich) eingetragen, daher kann man dieses Jahr als Kompositionsdatum annehmen. Das Manuskript ist in einer unbekannten Handschrift verfasst, aber musikalische Kriterien und Indizien sowie Aussagen der Familie, deren Vorfahren mit der Familie Boulanger gut bekannt waren, lassen dennoch ohne Zweifel annehmen, dass wir es hier mit einem Werk von Lili Boulanger zu tun haben.
Jeanne Leygues, Tochter des französischen Politikers Georges Leygues, der zwischen 1920 und 1921 kurz Premierminister und stets als begeisterter Kunstförderer bekannt war, heiratete den Amerikaner Paul Rockwell, der zusammen mit seinem Bruder im Ersten Weltkrieg bei der französischen Fremdenlegion war. Nicht zuletzt wegen des eingeflochten Zitats aus dem berühmten Hochzeitsmarsch von Mendelssohn in den Takten 25 bis 32, eine typische Geste für Lili Boulanger, die Zitate und Anspielungen liebte, können wir annehmen, dass Marche gaie ein Auftragswerk für Jeannes Hochzeit in Dezember 1916 war. Ursprünglich hatte Marche gaie ein Schwesterstück, ein Marche funèbre, das aber noch verschollen ist.
Es macht eine große Freude, dieses Gelegenheitsstück zu neuem Leben zu erwecken. Die Autorin möchte an dieser Stelle Paul Sholar und Vance Brown aus Asheville, North Carolina, für ihre großzügige Unterstützung bei der Veröffentlichung von Marche gaie ganz besonders danken.
- Caroline Potter
Übersetzung: Lindsay Chalmers-Gerbracht