Pièce concertante / Streichquartett V / Pezzo fantasioso / Tapis / Teile Dich Nacht

Nach den Umbrüchen des Jahres 1989 erscheint die Demokratische Volksrepublik Korea als politisch wie kulturell zunehmend isoliertes Land, in dem die Ästhetik des sozialistischen Realismus weiterhin dominiert. Umso erstaunlicher wirkte daher bereits die schiere Information von der Existenz eines nordkoreanischen Ensembles, das sich der Aufführung der Werke eines (im Süden Koreas geborenen) Komponisten widmet, der seinen Ruf von Deutschland aus innerhalb der westeuropäischen Avantgarde begründet hatte. Seit seiner Gründung 1990 arbeitete Yun bei seinen Aufenthalten in Nordkorea immer wieder intensiv mit dem Ensemble.
Auf Einladung des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin gastierte dieses Ensemble, das Isang Yun Ensemble Pyongyang, im Mai 1999 mit sieben Konzerten in der Bundesrepublik und veranlasste Schlagzeilen wie "Musikalischer Brückenkopf" (FAZ), "Versöhnendes Licht" (Der Tagesspiegel) oder "Isang Yun als Heros und Heiliger der Musik" (Kölner Stadtanzeiger). Die temperamentvoll-spontanen, gleichsam nicht-ästhetisierten Yun-Interpretationen des Isang Yun Ensembles Pyongyang sind mit einer Produktion des Tournee-Programms auf dieser CD festgehalten.
Geschichte und Gegenwart Koreas spiegeln sich paradigmatisch im Schicksal des Komponisten Isang Yun wider. Das Verhältnis von Fremdherrschaft und Selbstbestimmung, Unterdrückung und Aufstand, Gefangenschaft und Freiheit, der Widerstand gegen Diktaturen und der Kampf für Demokratie prägen das Oeuvre des koreanischen Komponisten selbst in den Werken, in denen er nicht unmittelbar politisch-musikalisch argumentiert.