Tanz der Spröden
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INHALT
Vor dem „Höllenrachen“, dem dräuenden Eingang zur Unterwelt, schmieden Amor und seine Mutter Venus pikante Pläne: Es gilt, all den spröden Erdenschönen, die dem Liebesgott immer wieder einen Korb verpassen, eine gesalzene Lektion zu erteilen! Mutter und Sohn hoffen dabei stark auf die Hilfe des Höllenfürsten Pluto. Während sich deshalb Amor in die Unterwelt trollt, warnt die zurückbleibende Venus das junge weibliche Publikum davor, sich in der Jugend den Liebesgenüssen zu verschließen und schmachtende Männer mit Liebesentzug zu quälen; das nämlich räche sich später furchtbar: Wen erst mit grauen Haaren der Liebespfeil trifft, der macht sich zum Gespött aller anderen!
Schon kommt der Liebesgott zurück, Pluto im Schlepptau. Venus lässt nun all ihre Reize spielen, dem Unterweltsfürsten ein paar Tugendhafte abzuluchsen, deren viele, zur Strafe für überhebliche Sittsamkeit, in der Unterwelt schmoren. Anhand ihrer soll dem Publikum ein Exempel in Sachen Liebesverweigerung statuiert werden. Zwar zögert Pluto anfangs noch, doch Venus‘ Reize verfehlen ihre Wirkung nicht; und so befiehlt Pluto seinen Höllenknechten, die lächerlichen Spröden herbeizuschaffen. Kaum ans Sonnenlicht zurückgekehrt, beklagen sie lauthals ihren liebeleeren Erdenwandel, der sie letztlich in die Hölle hinabführte. Doch viel Zeit bleibt ihnen nicht, das Mitleid des Publikums zu gewinnen, denn Pluto bricht ihr Lamentieren und ihren Tanz kurzerhand ab und scheucht sie in die Unterwelt zurück. Die letzten klagenden Worte der Bestraften gelten den Zuschauerinnen: Mögen sie in Liebesdingen nicht genauso spröde sein, um nicht auch schmählich in Nacht und Dunkel zu versauern.
Amor ist gewiss, dass die Lektion beim Publikum seine Wirkung nicht verfehlte und bittet am Ende die Anwesenden um einen Tanz von fröhlicherer Natur. Wer weiß, vielleicht findet sich ja dabei schon das eine oder andere Paar!
KOMMENTAR
Orffs Bearbeitung von Monteverdis Ballo delle Ingrate stellt eine komplette Neudichtung dar, welche allerdings die Grundidee von Monteverdis Werk beibehält. Unter diesem Gesichtspunkt etwa streicht Orff zwar einerseits den ursprünglichen Prolog und ersetzt ihn durch ein Zitat, das er Monteverdis Orfeo entnommen hat: „Lasset alle Hoffnung fahren, die ihr hier eintretet!“. Andererseits hingegen belässt Orff beispielsweise den Epilog weitgehend unverändert im Sinne Monteverdis.
In seiner Vorrede zu Ballo delle Ingrate schreibt der Renaissancekomponist: Al levar de la tela si farà una sinfonica a beneplacito (Beim Aufgehen des Vorhangs spielt man eine Sinfonia nach Belieben.) Dies nahm Orff zum Anlass, auch Musik aus anderen Werken Monteverdis in den Ballo delle Ingrate zu übernehmen und sie dort zu verarbeiten. Dabei wurde der neugedichtete Text – mit Ausnahme der nachkomponierten Rezitative – der gegebenen Musik wortrhythmisch angepasst. Weil Orff sich für dieses Werk einen kammermusikalischen Stil vorstellte und die Rezitative und Dialoge in einem „Rosenkavalierparlando“ interpretiert sah, rückte er die Orchestrierung grundsätzlich mehr ins Kammermusikalische.
Bühnenbild und Kostüme der Uraufführung waren in einem Phantasie-Rokoko gehalten, obwohl sich Orff durchaus auch eine Ausstattung im Stil Aubrey Beardsleys vorstellen konnte.
Orchesterbesetzung
Personenbesetzung
Weitere Informationen
Musikalische Leitung: Carl Orff
Inszenierung: Rudolf Scheel · Bühnenbild: Alfred Siercke