The Mirror of Avicenna

Der Spiegel Avicennas für 14 Spieler entstand gleich nach den 27 Destruktionen und als Antwort auf die kompositorische Idee des vorigen Stücks. Nachdem alles gründlich zerstört wurde, müssen nun Grundpfeiler für ein neues Gebäude gefunden werden. Victor Ekimovsky widmete dieses Werk sich selbst und erklärt im Vorwort: „Wahrscheinlich kennt jeder diesen Zustand, wenn einem ringsum nichts mehr gefällt, wenn man zu nichts mehr Lust hat, wenn einem alles sinnlos erscheint, wenn die Unzufriedenheit mit sich selbst zur fixen Idee wird und du total enttäuscht bist vom Dasein … Für solche Minuten hat der große Philosoph und Heiler Avicenna dringend empfohlen, sich vor einen Spiegel zu setzen und zu sich selbst zu sprechen und mehrmals zu wiederholen: ‚Ich bin stark! Ich bin klug! Ich bin schön! Ich bin BESSER ALS ALLE!’“

Das Werk basiert auf dem kulturgeschichtlich bekannten Modell „Von der Finsternis zum Licht“. Die Idee wird mit verschiedenen Mitteln umgesetzt – mit dem Register: drei Instrumentengruppen (Holzbläser, Blechbläser und Streicher) bewegen sich wellenförmig gegeneinander; mit der Klangfarbe: vom gemischten Tutti zum Höhepunkt der strahlenden Blechbläser; mit der Dynamik: das ganze Stück ist ein einziges großes Crescendo; mit dem Rhythmus: die zunächst polyrhythmisch gestalteten Stimmenschichten werden allmählich zu einer monorhythmischen Bewegung zusammengepresst; mit melodischen Mitteln: die zuerst aufwärts strebenden Melodielinien trennen sich auf dem Höhepunkt in verschiedene Richtungen.

Der Durchbruch zum „Licht“ wird im Finale mittels Harmonik und Rhythmus erreicht. Die gleichmäßigen Sechzehntel und das dissonante Klanggewebe werden plötzlich von Dreiklängen und komplizierten Rhythmen abgelöst; glockenartig ertönen acht Becken, bevor leise die Klarinette noch einmal das Eingangsthema reflektiert.

Valeria Zenowa