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Leih-/Aufführungsmaterial

Utopien

Musikalisches Kammertheater für sechs Stimmen (SSMezTBarB), Statisten und Instrumentalensemble
Libretto von Roland Quitt
6 Stimmen (SSMezTBarB), Statisten und Instrumentalensemble
In diesem Stück geht es nicht um bestimmte Utopien oder gar um alle – das wäre wiederum utopisch. Vielmehr geht es um Utopie ihrem Wesen nach, und dies als Musiktheater mit beweglichen Stimmen, Klangkörpern. Utopien ist ein Stück über das Leben. Die Vokalisten sind sechs bewegliche Klangquellen, die, was die Klänge selber anbelangt, von traditionellen Tönen bis zu Maulwerkhaftem reichen. Ich entwerfe ein Stück absoluter Musik wie ein Streichquartett oder eine Sinfonie, nur eben mit beweglichen Klangquellen. Aus diesen Bewegungs- oder Stillstandassoziationen kann dann so etwas wie Inhalt aufscheinen. Und von diesem Inhalt, so hoffe ich, dass er utopisch ist. Dieter Schnebel
Ausgabe: Aufführungsmaterial

Produktdetails

Beschreibung

Die Ermöglichung des Unmöglichen, das auch als Ermöglichtes unmöglich bleibt ... (Martin Walser)

Utopie – was ist das? Wörtlich: Nicht-Ort, und es ließe sich ergänzen: Un-Zeit. Ein Jenseits von Raum und Zeit, ein metaphysisches Ideal. Zu allen Zeiten haben Menschen nach einem solchen gesucht: nach einem besseren, rettenden, vollendeten, neuen. Oder einfach: nach einem, dem ganz anderen. Im alten Ägypten, China, Indien; die Propheten Israels, Zarathustra, die griechischen Philosophen; der Messias Jesus; die Theologen des Mittelalters – auch die maurischen, die Denker der Renaissance – hier Thomas Morus mit seinem namensgebenden Werk „Utopia“; die Aufklärung, Romantik, Hegel, Marx, Nietzsche usf. bis zu Bloch, den Existentialisten...

In diesem Stück geht es nicht um bestimmte Utopien oder gar um alle – das wäre wiederum utopisch. Vielmehr geht es um Utopie ihrem Wesen nach, und dies als Musiktheater mit beweglichen Stimmen, Klangkörpern. Also Utopie als musikalische Abstraktion, die freilich immer wieder, gar überraschend, konkret wird. Realisiert in Gängen verschiedenster Art, auch beschädigte, kranke. Unterwegs sein, Reise, Expedition.

In langjähriger Arbeit und speziell in der Zusammenarbeit mit dem Dramaturgen Roland Quitt ergab sich als Gliederungsprinzip die paulinische Trias Glaube, Hoffnung, Liebe – nebst dem negativen Widerparts Unglaube/Zweifel, Hoffnungslosigkeit/Resignation; die Liebe aber ist per se dialektisch. Demnach fünf Gänge-Teile und wie sich im Laufe der Komposition ergab, vier Zwischenstücke.

Die Szenenfolge
E Einleitung - Anfang/Schöpfung
Thema und Prolog (Text von E. Bloch)

I. Gänge I: Glaube
   0 Überlegungen
   1 Vorlauf
   2 Aufbruch
   3 Orientierung
   4 Wandern
   5 Be-weg-ung (langer Marsch 1)
   6 Gegen die Wand

B Zwischenstück II
Narren (Beer, Morus)

II. Gänge II: Unglaube/Zweifel
    0 Starre
    1 Kriechen 1 (Erkunden)
    2 Kriechen 2 (Sich aufbäumen)
    3 Robben 1 (Suchen)
    4 Robben 2 (Verzweiflung I)
    5 Warten

A Zwischenstück I
Der Denker (Descartes)

III. Gänge III: Verzweiflung/ Resignation
    0 Nichts
    1 Prozession 1 (schwerer, schleppender Gang auf Knien)
    2 Prozession 2 - Mühsamer Kreisgang (Springprozession)
    3 Angst (Schleichen)
    4 Prozession 3 - Feierlich
    5 Ratlosigkeit (Dunkle Gestalten)
    6 Verzweiflung II (Schattenboxen)

C Zwischenstück III
Liebende (Paz)

IV Gänge IV: Hoffnung
    0 Aussicht (Vision)
    1 langer Marsch 1 a
    2 Paare
    3 langer Marsch 2 b
    4 Anrufung und Ruhe
    5 Die nackte Wahrheit

D Zwischenstück IV
Der Einsame/Verlorene (Conrad)

V. Gänge V: Liebe
    0 Selbstliebe/Nächstenliebe (Paare)
    1 Versöhnung (Hölderlin-Text)
    2 Auf-stand (langer Marsch 3)
    3 Freiheit/Freude
    4 Zärtlichkeit/Sehnsucht
    5 Tod/Liebe
    6 Heimkehr - Zug der Büßenden
    7 Wiegenlied (Requiem) - Wiederkunft

In den Hauptteilen Gänge I - V wird Utopie ergangen. Zunächst die Problemformen Zweifel/Unglaube, dann die des Glaubens, der absoluten Resignation und der großen Hoffnung und schließlich der Liebe.

Die Teile I und II (Unglaube/Glaube) spielen sich in einer Guckkasten-Situation ab – Gänge-Richtung rechts-links-rechts. In III und IV (Resignation/Hoffnung) ist die Richtung von hinten nach vorne und zurück. Und in V (Ambivalenz der Liebe) werden auch die Seitengänge des Zuschauerraums einbezogen.

Zwischen die fünf Gängeteile werden, wie sich im Lauf der Komposition ergab, vier Zwischenstücke eingefügt. Sie handeln konkret von historischen Utopien: A (Der Denker): ein tiefsinniger Text von René Descartes; B (Die Narren): ein Text aus Johannes Beers „Das Narrenschiff“ mit Einsprengseln aus Thomas Morus' Buch; C (Liebende): Liebesgedichte des mexikanischen Dichters Octavio Paz sowie Fragmente der Sappho; und schließlich D (Der Einsame): ein Fragment von Joseph Conrad „Die Lagune“. Diese Zwischenakte, entworfen von Roland Quitt, bilden quasi Kommentare zu den Gängen.

In deren Schlussteil (Liebe) geht das Ensemble in Büßergewändern nach hinten – „Heimkehr“ und formiert sich hinter dem Publikum, stimmt da als Schlussstück ein Wiegenlied an, zugleich ein Requiem, mit der Bitte um den Friede Gottes, „höher als alle Vernunft“. Das Schlusswort aber ist gratia als eigentliche Utopie, das Gnade bedeutet, aber auch schlicht Dank, das wohl tiefste und rettende aller menschlichen Gefühle.

- Dieter Schnebel im März 2014

Orchesterbesetzung

Klar./Sax. - S. (Glsp. · Vibr. · Marimba · Röhrengl. · Beck. · kl. Beck · chin. Beck. · Messglocke · Tamt. · Tamb. · kl. Tr. · Tomt. · Holztr. · gr. Tr. · P. · Waldteufel · Glass Chimes · Guiro · Mar. · Woodbl. · Combo · Flex. · Ocean Drum · Schwirrholz · Windmasch.) (1 Spieler) - Synth./Akk. - 1 Vl. · 1 Vc.

Weitere Informationen

Titel:
Utopien
Musikalisches Kammertheater für sechs Stimmen (SSMezTBarB), Statisten und Instrumentalensemble
Libretto von Roland Quitt
Sprache:
Deutsch
Ausgabe:
Aufführungsmaterial
Verlag/Label:
Schott Music
Kompositionsjahr:
2008 - 2013
Spieldauer:
90 ′
Uraufführung:
17. Mai 2014 · München (D)
Muffathalle
Münchener Biennale 2014
Neue Vocalsolisten Stuttgart: Sarah Maria Sun, Sopran; Susanne Leitz-Lorey, Sopran; Truike van der Poel, Mezzosopran; Martin Nagy, Tenor; Guillermo Anzorena, Bariton; Andreas Fischer, Bass; Theo Nabicht, Bassklarinette; Yumi Onda, Violine; Zoé Cartier, Violoncello; Kai Wangler, Akkordeon; Matthias Engler, Schlagzeug
Inszenierung: Matthias Rebstock · Kostüme: Sabine Hilscher · Bühnenbild: Sabine Hilscher
(szenisch)
Auftragswerk:
Kompositionsauftrag des Konzerthauses Berlin, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung

Technische Details

Bestellnummer:
LS 5449-01
Lieferrechte:
Weltweit

Aufführungen

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    19. Juli 2018 | Stuttgart (Deutschland) , Hospitalhof
    20:00 - Musik der Jahrhunderte
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    Festival Europäische Kirchenmusik
    17. Juli 2018 | Schwäbisch Gmünd (Deutschland) , Johanniskirche
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    4. Juni 2014 | Stuttgart (Deutschland) , Theaterhaus T2
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    29. Mai 2014 | Berlin (Deutschland) , Konzerthaus
  • Utopien
    Münchener Biennale 2014
    19. Mai 2014 | München (Deutschland) , Muffathalle
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