zeit(t)räume

Seit 2008 bilden die Sopranistin Claudia Böttcher und die Pianistin Jovita Zähl ein Duo. Schwerpunkt ihrer Konzertprogramme ist die Aufführung und Vermittlung ausgewählter Werke des 20./21. Jahrhunderts. Für die vorliegende CD „zeit(t)räume“ widmen sie sich Werken von Karlheinz Stockhausen und Luciano Berio.

Stockhausens Zyklus „Tierkreis“, ursprünglich für Spieluhren komponiert, wird hier in einer Fassung für Sopran und Klavier präsentiert. Zwölf individuell gestaltete Melodien mit von Stockhausen selbst zusammengestellten Texten unterstreichen die Haupteigenschaften der jeweiligen Sternzeichen und benennen die mit ihnen verknüpften Jahres- und Tageszeiten, Geschlechter, Elemente, Planeten und Wachstumsstadien.

Zwischen 1958 und 2002 schrieb Berio 14 Sequenzen für verschiedene Soloinstrumente. Die „Sequenza III“ auf einen Text des Schweizer Schriftstellers Markus Kutter ist die einzige reine Vokalkomposition des Werkzyklus. Hier wird eine Fülle emotionaler Zustände, die mit der Stimme als dem ureigensten Instrument des Menschen zum Ausdruck gebracht werden können, über Laute, Silben und Wörter artikuliert. Das Spektrum umfasst dabei unterschiedlichste Ausdrucksformen von Singen und Sprechen, Flüstern und Schreien bis Lachen und Weinen.

Von 1952 bis 1961 komponierte Stockhausen elf „Klavierstücke“. In seinem „Klavierstück IX“ zeigt sich exemplarisch das für sein serielles Denken charakteristische Prinzip, zwischen Gegensatzpaaren stufenweise, zugleich aber auch organisch zu vermitteln: In der Komposition werden „Formen musikalischer Zeit vermittelt: Periodizität und eine ganze Reihe von Graden der Aperiodizität. Starre, 'monotone' Ereignisse verwandeln sich in flexible, 'polytone'; sie stehen unvermittelt schroff nebeneinander oder mischen sich in stets neuen Verbindungen.“ (Stockhausen)

Berios Volksliedbearbeitungen „Quattro Canzoni popolari“ akzentuieren einen für seine Musikauffassung wesentlichen Aspekt: den Bezug zur Tradition, ohne dabei das Streben nach Innovation zu vernachlässigen. So erwächst der besondere Reiz dieses Vokalwerks aus Berios behutsamer Neuinterpretation des überlieferten, geschichtsträchtigen Volksliedmaterials.