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Blog

Werk der Woche – Wolfgang Fortner: In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa

Eine echte Wiederentdeckung für die Opernbühne: Am 22.03.2024 feiert Wolfgang Fortners In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa an der Oper Frankfurt Premiere. In der Spielstätte Bockenheimer Depot ist die Oper in einer Neuinszenierung von Dorothea Kirschbaum zu sehen, es spielt das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Takeshi Moriuchi. Die beiden Titelpartien singen Karolina Bengtsson als Belisa und Sebastian Geyer als Don Perlimplín.

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Aribert Reimann 1936–2024

"Ich wusste, ich werde ein Außenseiter sein"

Zum Tod des Komponisten Aribert Reimann

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Aribert Reimann, einer der profiliertesten Komponisten der Nachkriegsgeneration, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. 

Reimann entstammte einer Berliner Musikerfamilie. Die Mutter war Sängerin, der Vater Professor für Kirchenmusik und Leiter des Berliner Domchores. Ein protestantisch geprägtes Elternhaus mit besten Verbindungen, in dem früh der Grundstein für eine Karriere als Liedbegleiter gelegt wurde. Bei einem Hauskonzert hatte Reimann, der die Schüler der Mutter begleitete, den Pianisten Michael Raucheisen kennengelernt, der ihm wichtige Impulse gab. An der Berliner Hochschule hörte der junge Student später Kontrapunkt bei Ernst Pepping, sein Kompositionslehrer wurde Boris Blacher. Der gehörte einer sachlichen Moderne an, bestärkte aber seinen Schüler bald darin, eine "eigene Sprache" zu finden.

Aribert Reimann fand sie schon früh, seine eigene Sprache. Sie war anders als die Sprache der Generation Blachers, anders aber auch als die strikte Linie, die damals aus Darmstadt vorgegeben wurde. Zehn Jahre jünger als z.B. Hans Werner Henze, konnte Reimann sich aus den direkten Auseinandersetzungen zwar heraushalten, die Entscheidung, sich nicht einer Schule anzuschließen, war indes auch für ihn alles andere als leicht. Aribert Reimann wurde zum Einzelgänger, dessen konsequenter Weg über Jahrzehnte hinweg eine ganz eigene Individualität ausprägte.

Als einer der ersten vertonte Aribert Reimann Texte Paul Celans, den er 1957 in Paris kennenlernen durfte. Dem hohen artifiziellen, vor allem aber auch moralischen Anspruch dieser Gedichte "nach Auschwitz" wurde Reimann kongenial gerecht. Eine Scheu vor dem hohen Ton dieser und anderer Texte der großen Literatur, die Reimann mit Vorliebe heranzog, kannte er nicht, – ging es ihm doch keinesfalls um ein unbedachtes bloßes Vertonen, sondern um ein selbstkritisches Ringen um eine authentische musikalische Sprache als Reflexion ihrer eigenen Geschichtlichkeit.

Reimann war grundsätzlich kein politischer Komponist, dennoch fehlt auch in seinem Oeuvre nicht die Auseinandersetzung mit brennenden Fragen, wie das 1974 zu Zeiten des Vietnamkrieges entstandene Requiem Wolkenloses Christfest eindrucksvoll beweist. Dennoch war es eine zeitlose Aktualität, die Reimann anstrebte, keine vermeintliche Teilhabe am Tagesgeschehen. Seine Stoffe, die Opernsujets zumal, entnahm er daher meist dem Kanon der Weltliteratur.

Allen vermeintlichen Unmöglichkeiten der Gattung zum Trotz, schrieb Reimann Opern: er erzählte Geschichten, vertraute auf die unzerstörbare Magie des Wortes und vor allem der menschlichen Stimme. Mit Melusine (1970), Troades (1985), Bernarda Albas Haus (1998/2000) und Medea (2007/09) brachte er große tragische Frauenfiguren auf die Bühne. Die ehrliche Empathie und Humanität seines musiktheatralischen Ansatzes zog das Publikum dabei immer wieder in den Bann.

Der große Durchbruch gelang Reimann 1978 mit seiner Oper Lear. Dietrich Fischer-Dieskau hatte sie angeregt und bei der Uraufführung in München auch die Titelrolle verkörpert. Das Werk hat danach einen exzeptionellen Siegeszug über die Bühnen der Welt angetreten und erscheint uns heute frischer denn je. Von gewaltigen Klangballungen bis hin zu filigransten Ruhemomenten reicht Reimanns Palette, der eine höchst eindrückliche musikalische Sprache für das abgründige Thema des Werks findet: "die Isolation des Menschen in totaler Einsamkeit, der Brutalität und Fragwürdigkeit allen Lebens ausgesetzt".

Reimanns Werke, die seit 1960 exklusiv bei Schott Music erscheinen, waren im Laufe der Jahre immer auch eine Anregung für jüngere Komponisten-Kollegen, wie Wolfgang Rihm in seiner Laudatio zu Reimanns 80. Geburtstag in der Deutschen Oper Berlin freimütig bekannte. So für die Stimme schreiben, das könne eben nur Reimann, dessen Gespür für "Kantabilität und Ökonomie" ohnehin vorbildlich seien.

In der Tat ist Reimanns musikalische Sprache geprägt von dieser Dialektik. In ihr herrscht absolute Kontrolle des Materials bei gleichzeitigem Streben nach größtmöglicher Freiheit und Öffnung. Reimann beherrschte selbstverständlich serielle und dodekaphone Techniken, nutzte Mikropolyphonie und Clusterbildungen als Kompositionsmittel, doch erwuchs auf dem handwerklich stets untadeligen Fundament immer ein individuelles Werk im emphatischen Sinne, das weit über seine Konstruktion hinausweist. Reimann blieb einem strengen Werk- und Formbegriff treu, doch wo linear entwickelte Verläufe und logische Strukturen einerseits Halt geben, suchte der Komponist gleichzeitig nach größtmöglicher Freiheit z.B. im Metrum und der Notation.

Die Bandbreite seines instrumentalen Komponierens reicht vom unbegleiteten Solo (z.B. für Cello, Klarinette, Oboe) über Kammermusik und Solokonzerten, wie z.B. den zwei Klavierkonzerten (1961, 1972) und dem Violinkonzert für Gideon Kremer (1995/96) bis hin zu großen orchestralen Formen, wie den Variationen für Orchester (1975) oder den Zeit-Inseln (2004). Traditionsbeladene Gattungen wie die Sinfonie oder das Streichquartett vermied Reimann hingegen.

Seine Meisterschaft im Umgang mit der menschlichen Stimme hatte sich Reimann in der Zusammenarbeit mit berühmten Sängern wie Dietrich Fischer-Dieskau, Elisabeth Grümmer und Brigitte Fassbaender erarbeitet. Als Liedpianist spielte er zahllose Aufnahmen ein, die seine ungewöhnliche Repertoire-Breite dokumentieren, als äußerst produktiver Lied- und Opernkomponist schrieb Reimann seinen oft jungen Sängern virtuose aber nie unsangliche Partien auf den Leib, und nicht zuletzt hat Reimann als Hochschullehrer in Hamburg und Berlin regelrecht eine neue Sängergeneration geprägt, für die zeitgenössische Musik von Anfang an einen festen Platz im Repertoire hat.

Aribert Reimann verstarb am 13.03.2024 in Berlin, wie wir aus dem Kreis seiner Familie erfuhren. Den Deutschen Musikautor:innenpreis der GEMA für sein Lebenswerk konnte er bei seinem letzten öffentlichen Auftritt am 8. Februar 2024 entgegennehmen. Dankbar nehmen wir Abschied von einem großen Künstler, dessen empathische Menschlichkeit in seinen Werken fortleben wird.

Werk der Woche – Thomas Larcher: Love and the Fever

Die raue Landschaft im Norden Japans als Inspiration: Am 10. März 2024 findet im Gewandhaus Leipzig die Uraufführung von Thomas Larchers neuem Werk für Chor und Orchester mit dem Titel Love and the Fever statt. Das Stück wurde im Auftrag des MDR, der Bregenzer Festspiele, des Brno Philharmonic Orchestra und der NTR Zaterdag Matinee komponiert. Dennis Russell Davies dirigiert den MDR Rundfunkchor und das MDR Sinfonieorchester.

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Werk der Woche – Toshio Hosokawa: Deine Freunde aus der Ferne

Sprechende Katzen, lebendige Teddybären und fliegende Fische - all das ist normal in Toshio Hosokawas Kinderstück Deine Freunde aus der Ferne. Das Stück wird am 03.03.2024 zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt. Mitglieder des SWR Symphonieorchesters werden die deutsche Erstaufführung gemeinsam mit Erzähler Rainer Strecker in der Staatsgalerie Stuttgart bestreiten.

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